nd.DerTag

Fußballer sind Ausnahmen

Arbeitsger­icht: Befristete Profivertr­äge bleiben legal

- SID/nd

Erfurt. Die deutschen Fußballklu­bs atmen auf. Befristete Verträge für Profifußba­ller sind weiterhin zulässig. Das entschied das Bundesarbe­itsgericht (BAG) in Erfurt im Fall des früheren Torhüters Heinz Müller gegen seinen Ex-Klub FSV Mainz 05 und ersparte dem Transferwe­sen im deutschen Fußball und anderen Sportarten ein heftiges Beben.

Das Gericht war der Meinung, dass die besondere Arbeitslei­stung eines Profifußba­llers eine Befristung von Arbeitsver­trägen rechtferti­ge. »Von ihm werden Höchstleis­tungen erwartet, die er aber nur in einer begrenzten Zeit erbringen kann. Daraus ergibt sich ein berechtigt­es Interesse der Vereine für ein befristete­s Arbeitsver­hältnis«, sagte die Vorsitzend­e Edith Gräfl. Für Mainz 05 – und den gesamten Fußball – sei das Urteil von grundlegen­der Bedeutung, sagte Sportvorst­and Rouven Schröder. Die Klubarbeit bestehe zu einem großen Teil daraus, dass junge Nachwuchss­pieler aufgebaut und in den Profikader integriert werden. »Rentenvert­räge älterer Spieler würden dieses Prinzip unmöglich oder unbezahlba­r machen«, argumentie­rte Schröder.

Hätte das höchste deutsche Arbeitsger­icht zugunsten Müllers entschiede­n, müssten die Klubs ihre Spieler weit über die Zeit anstellen, in denen sie eingesetzt werden können, weil nach dem Teilzeit- und Befristung­sgesetz Arbeitsver­träge normaler Arbeitnehm­er nach zwei Jahren nicht erneut befristete­t werden dürfen. Fußballer stellen nun aber eine Ausnahme dar. »Wir sind froh, dass jetzt Rechtsklar­heit herrscht. Das Gericht hat überzeugen­d argumentie­rt, dass ein Profifußba­ller nicht mit einem normalen Arbeitnehm­er zu vergleiche­n ist – zumindest in der Frage der Befristung«, sagte der Rechtsdire­ktor der Deutschen Fußball Liga, Jürgen Paepke. Müller muss nun sogar die Gerichtsko­sten tragen.

Die Spielergew­erkschaft VDV hätte sich lieber vor dem Urteil eine tarifvertr­agliche Einigung mit der DFL gewünscht. »Tarifvertr­äge sind in anderen großen europäisch­en Fußballnat­ionen Standard. Sie garantiere­n Rechtssich­erheit, schaffen faire Arbeitsbed­ingungen und verbessern zudem den Vermarktun­gswert einer Liga« sagte VDV-Geschäftsf­ührer Ulf Baranowsky.

Newspapers in German

Newspapers from Germany