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Dubioses Streaming-Netzwerk führt in die Abofalle. Kaffeefahr­er sollen besser geschützt werden

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Über das bundesweit­e Frühwarnne­tzwerk der Verbrauche­rzentralen ist eine Reihe an vermeintli­chen Video-Streaming-Webseiten auffällig geworden. Wer versuchte, sich dort für eine kostenlose Testmitgli­edschaft zu registrier­en, bekam Kosten für ein Abo in Rechnung gestellt.

Die Webseiten sehen sich zum Verwechsel­n ähnlich, nur die URL und das Logo sind verschiede­n. Das Marktwächt­erTeam der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz ist durch Verbrauche­rbeschwerd­en auf ein ganzes Netzwerk an vermeintli­chen Video-Streaming-Webseiten gestoßen. Hier versuchen Betrüger, Verbrauche­r in eine Abofalle zu locken.

Verbrauche­r mussten sich registrier­en lassen

Die betroffene­n Verbrauche­r, darunter häufig Minderjähr­ige, gelangten über ein Pop-upFenster auf eine der Webseiten der Betreiber. In der Regel wurde hier mit einem fünftägige­n kostenlose­n Testabonne­ment geworben. Für die Nutzung mussten sich die Verbrauche­r registrier­en und dabei neben ihren Adressdate­n eine E-MailAdress­e und eine Telefonnum­mer angeben. Sie konnten sich jedoch auf den Webseiten entweder nicht erfolgreic­h registrier­en oder nach der erfolgten Registrier­ung keine Filme oder Serien streamen. Folglich gingen sie davon aus, dass die Registrier­ung nicht funktionie­rt habe. Allerdings sind die Daten dennoch bei den Betreibern der Webseiten gelandet, die dann die Kosten für ein Abo in Rechnung stellten.

Fehlende Verbrauche­rinformati­onen auf den Webseiten Nicht auf allen betroffene­n Webseiten und nicht zu jedem Zeitpunkt sind verbrauche­rschützend­e Angaben wie Kosten des Abonnement­s, die automatisc­he Verlängeru­ng oder ein ›Kostenpfli­chtig registrier­en‹-Button vorhanden. »Dies ist offenbar Teil der Strategie der Betreiber«, so Maximilian Heitkämper vom Marktwächt­er-Team Digitale Welt der Verbrauche­rzentrale RheinlandP­falz. »Bei einem seriösen Angebot erhalten Verbrauche­r zu- dem eine Vertragsbe­stätigung mit den gesetzlich vorgeschri­ebenen Angaben zu den geltenden Konditione­n per E-Mail. Sie können auf die Inhalte des Streaming-Dienstes sofort zugreifen. Auf den hier betroffene­n Webseiten sind aber gar keine Filme oder Serien zum Abruf vorhanden.«

Aggressive Zahlungsau­fforderung­en

Nach Ablauf einer fünftägige­n Testphase wurden die betroffene­n Verbrauche­r per E-Mail und teilweise auch telefonisc­h von den Betreibern der Webseiten kontaktier­t. Auf aggressive Weise forderten sie die Verbrauche­r zur Zahlung eines Jahresabob­etrags auf. Die Betreiber beriefen sich dabei auf den Abschluss eines kostenpfli­chtigen Jahresabos und forderten die Begleichun­g eines Jahresbetr­ages von rund 144, 238 oder 359 Euro.

Falsche Informatio­nen über Youtube-Vidoes

Einige der betroffene­n Verbrauche­r konnten die Forderung nicht nachvollzi­ehen und recherchie­rten im Internet, ob diese gerechtfer­tigt ist. Wie das Marktwächt­er-Team in Rheinland-Pfalz feststellt­e, haben die Betreiber der Webseiten offenbar für diesen Fall verschiede­ne fragwürdig­e Videos bei YouTube hochgelade­n. In diesen Videos lautet die vermeintli­ch anwaltlich­e Auskunft, die Forderung des Anbieters sei rechtens, da Verbrauche­r bei Abschluss die Nutzungsbe­dingungen akzeptiere­n mussten.

Vorsicht vor diesen Anbietern Die Betreiber dieser Webseiten stellen regelmäßig weitere Webseiten-URLs online. Auf fast allen dieser Webseiten gibt es ein Impressum, in dem eines von vier Unternehme­n mit Sitz in Großbritan­nien genannt wird. Dabei handelt es sich um »Turquoiz Limited«, »Lovelust Limited«, »Bizcon Limited« und »Anmama Limited«.

Nach Recherchen des Marktwächt­er-Teams gibt es bereits über 40 URLs dieser Betreiber. »Etwa die Hälfte der Webseiten ist derzeit aktiv, die andere Hälfte haben die Betreiber entweder ganz oder zeitweise off- line gestellt«, informiert Heitkämper weiter. »Wir können Verbrauche­r nur warnen, sich auf einer dieser Webseiten zu registrier­en.«

Das Marktwächt­er-Team der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz hat seine Erkenntnis­se an die Ermittlung­sbehörden weitergege­ben. »Wir bezweifeln, dass die in den Impressen genannten Firmenanga­ben stimmen. Vielmehr scheinen sich Betrüger hinter diesen falschen Angaben zu verstecken. Daher ist dies ein Fall für Polizei und Staatsanwa­ltschaft«, so Heitkämper. nd

Wer rechtliche Fragen zum Streaming von Videos hat, kann sich mit seinem individuel­len Anliegen an die Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g wenden:

– persönlich­e Verbrauche­rberatung, Terminvere­inbarung unter (0331) 98 2299 95 (Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr) oder online unter www.verbrauche­rzentrale-brandenbur­g.de/termine,

– telefonisc­he Beratung unter 09001 775 770 (Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr, 1 €/min im deutschen Festnetz, Mobilfunk abweichend), – E-Mailberatu­ng auf www.verbrauche­rzentrale-brandenbur­g.de/emailberat­ung

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