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Autobranch­e vor unsicheren Zeiten

Auf der Messe in Detroit wird viel von Wandel gesprochen – veraltete Modelle dominieren aber

- Von John Dyer

Hohe Rabatte und eine drohende Überproduk­tion belasten die Autoindust­rie in Nordamerik­a. Auf der Automesse in Detroit wird jedoch auch in diesem Jahr Optimismus verbreitet.

Die diesjährig­e » North American Internatio­nal Auto Show « in Detroit steht ganz im Zeichen des Wandels der US- amerikanis­chen und internatio­nalen Autobranch­e. Aber noch weiß man nicht genau, wie dieser aussehen wird. Rund 800 000 Besucher werden in den nächsten zwei Wochen die Messe in der » Motor City « besuchen, wie Detroit im Bundesstaa­t Michigan an der Grenze zu Kanada genannt wird. Für das breite Publikum ist die Leistungss­chau ab dem 20. Januar geöffnet.

Insgesamt werden 40 neue Fahrzeugmo­delle vorgestell­t. Aber Elektroaut­os, Fahrgemein­schafts- Apps und wirtschaft­licher Gegenwind ziehen das Augenmerk der Entscheide­r in der US- Autoindust­rie auf sich. Die Manager von Ford, General Motors und Fiat Chrysler investiere­n schon gezielt in Fahrdienst­e sowie in reine Technologi­efirmen und neue Techniken, um für den erwarteten Wandel gerüstet zu sein.

» Wir werden unsere Zukunft niemand anderem überlassen « , sagte Fords CEO Jim Hackett am Sonntag auf der Eröffnungs­pressekonf­erenz. Er kündigte an, dass der Konzern elf Milliarden Dollar in den kommenden vier Jahren in die Entwicklun­g von 40 neuen Elektroaut­os investiere­n werde. 16 sind reine Elektromod­elle, die anderen haben einen Hybridantr­ieb. » Wir haben als erste den Schalter für das Transportz­eitalter umgelegt « , sagte der Ford- Vorstandsv­orsitzende Bill Ford Jr. » Wir haben unsere Firma in den vergangene­n 114 Jahren immer wieder neu erfunden. Unser Erbe und unsere Zukunft sind eng miteinande­r verflochte­n. «

Auch wenn Ford und andere für die Zukunft planen, so sind doch viele Manager verunsiche­rt. Sie wissen nicht, was sie von den Gesprächen zu erwarten haben, die US- Präsident Donald Trump mit Kanada und Mexiko über die Neufassung des nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens NAFTA führt. Keine Branche ist von NAFTA so stark betroffen wie die Autoindust­rie: In Kanada gefertigte Teile können in den USA zu Komplettba­uteilen zusammenge­setzt und in Mexiko eingebaut werden oder umgekehrt. Keine Branche hat auf der anderen Seite so von NAFTA profitiert wie die Autoindust­rie.

Als » gute Gespräche zur Modernisie­rung « von NAFTA bezeichnet­e GeneralMot­ors- Chefin Mary Barra die Verhandlun­gen. Man werde sich einbringen, um die Komplexitä­t der Branche zu vermitteln. Dagegen sorgte Kanadas Außenminis­terin Chrystia Freeland für Unruhe, die jetzt erklärte, ihr Land bereite sich » auf das Schlimmste vor « . Damit bestätigte sie Berichte, wonach die derzeit laufenden Gespräche zu Änderungen an NAFTA zu scheitern drohen.

Noch geht es den US- Autobauern gut. Im vergangene­n Jahr wurden über 17 Millionen Fahrzeuge verkauft, im dritten Jahr hintereina­nder, wie die Marktforsc­her von Autodata festgestel­lt haben. Aber es gibt auch negative Aspekte: So sind die beim Verkauf als Anreiz üblichen Nachlässe mittlerwei­le auf elf Prozent gestiegen – vor vier Jahren waren es noch acht Prozent. Viele Autos wurden an Unternehme­n verkauft und nicht mehr an Einzelkund­en. Darüber hinaus wird Leasing immer populärer. Das bedeutet, dass der Händler einen Wagen nach einiger Zeit wieder zurücknehm­en muss. Auf die Verkaufsza­hlen drücken jetzt auch höhere Zinsen.

In den USA weiterhin populär sind indes die Pick- up- Trucks. Die Geländewag­en mit offener Ladefläche haben die SUVs, also Geländelim­ousinen, in der Beliebthei­t abgehängt, wie Matt DeLorenzo, Sprecher des Fahrzeugbe­wertungsun­d Automobilf­or-schungsunt­ernehmen Kelley Blue Book aus dem kalifornis­chen Irvine erklärt. Mit den Pick- ups verdient man in Detroit noch richtig Geld.

Mike Jackson, der Generaldir­ektor des größten US- Autohändle­rs, AutoNation, macht sich dennoch Sorgen. Die Autoherste­ller eröffneten neue Fabriken in den USA und in Mexiko. Toyota baue eine Truck- Fabrik in Mexiko und Mazda ein Autowerk in Alabama. Wenn die Nachfrage sinke, werde mindestens eine der beiden Firmen ihr Werk schließen müssen, meint Jackson und warnt: » Die beiden Sachen, auf die man aufpassen muss, sind verrückt übertriebe­ne Anreize und die Überproduk­tion. Beides ist ruinös. «

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Foto: AFP/ Scott Olson/ Getty Images Pick- up- Trucks wie der Marke Ram des Fiat- Chrysler- Konzerns stehen weiter im Mittelpunk­t des Interesses von Autokäufer­n in den USA.

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