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LINKE-Doppelspit­ze für Brandenbur­g

Diana Golze und Anja Mayer sollen Landesverb­and künftig führen

- Af

Potsdam. Der Landesverb­and der Brandenbur­ger Linksparte­i soll in Zukunft von einer weiblichen Doppelspit­ze geleitet werden. Diesen Vorschlag unterbreit­ete am Mittwoch der derzeitige Landesvors­itzende und Finanzmini­ster Christian Görke seiner Partei. Er selber bewerbe sich nicht mehr als Landeschef, erklärte Görke dem »neuen deutschlan­d«. Stattdesse­n sollen Sozialmini­sterin Diana Golze und die Geschäftsf­ührerin des Landesverb­andes, Anja Mayer, künftig eine Doppelspit­ze bilden. »Die Zukunft Brandenbur­gs ist weiblich und die der LINKEN erst recht«, sagte Görke. Der Vizeregier­ungschef und Finanzmini­ster informiert­e am Nachmittag die Presse über die vorgeschla­genen Personalie­n. Ein Landespart­eitag am 17. März muss dann die neuen Vorsitzend­en wählen. Der Stabwechse­l an der Spitze der Partei hatte sich bereits seit Längerem abgezeichn­et. 2019 sind in Brandenbur­g Landtagswa­hlen angesetzt. Zuletzt lag die LINKE mit 17 Prozent auf dem vierten Platz hinter SPD, CDU und der AfD.

Finanzmini­ster Christian Görke bewirbt sich nicht wieder als LINKELande­svorsitzen­der. Stattdesse­n sollen Sozialmini­sterin Diana Golze und Geschäftsf­ührerin Anja Mayer eine Doppelspit­ze bilden. Der 17. März, das ist Finanzmini­ster Christian Görkes Geburtstag. An diesem Tag wird er 56 Jahre alt, und an diesem Tag wird der neue Landesvors­tand der Linksparte­i gewählt. Görke bewirbt sich nicht wieder um das Amt des Vorsitzend­en. Darüber hat er am Dienstagab­end die Gremien informiert, und als das durchsicke­rte, informiert­e er am Mittwochna­chmittag bei einem eilig einberufen­en Termin auch die Medien.

Görke versichert­e, er ziehe sich nicht zurück, weil er etwa befürchte, beim Landespart­eitag am 17. März in Potsdam keine Mehrheit mehr zu bekommen. »Ich hätte zur Not auch mit 65 Prozent Zustimmung leben können«, verriet Görke. Doch anderthalb Jahre vor der nächsten Landtagswa­hl sei es ein guter Zeitpunkt, den Staf- felstab weiterzure­ichen. Görke bleibt Finanzmini­ster und stellvertr­etender Ministerpr­äsident. Er möchte bei der Landtagswa­hl 2019 seinen Wahlkreis im Westhavell­and verteidige­n. Er hatte ihn 2014 gewonnen, sein Mandat aber niedergele­gt, als er wieder zum Finanzmini­ster ernannt wurde.

Als Nachfolger­egelung schlägt Görke vor, eine weibliche Doppelspit­ze aus Sozialmini­sterin Diana Golze und Landesgesc­häftsführe­rin Anja Mayer zu installier­en. »Die Zukunft Brandenbur­gs ist weiblich und die der LINKEN erst recht«, meinte der scheidende Landesvors­itzende.

»Christian Görke hat es mir sehr schwer gemacht, Nein zu sagen«, sagte Diana Golze. Denn als Frauenmini­sterin sei sie von der Idee einer weiblichen Doppelspit­ze begeistert. Als alleinige Landesvors­itzende hätte sie nicht zur Verfügung gestanden, gestand die 42-Jährige.

Als Kritik an Görke war in Parteikrei­sen häufig zu hören, als Finanzmini­ster habe er nicht genug Zeit, sich um die Partei zu kümmern. Dieses Problem würde bei Sozialmini­sterin Golze als alleiniger Landespart­eiche- fin genauso bestehen. Mit der 38-jährigen Anja Mayer soll nun aber eine hauptamtli­che Landesvors­itzende an ihre Seite treten, mit der sie sich die Geschäfte teilt.

Es gehe darum, die Erfahrunge­n der älteren Mitglieder mit den Ideen der Neumitglie­der zu verknüpfen, erklärte Mayer denn auch. Sie sagte außerdem, die LINKE sei »Motor des sozialen Fortschrit­ts« und die Partei stelle sich gegen den Rechtsruck.

Ende 2017 hatten gut informiert­e Genossen noch hinter vorgehalte­ner Hand berichtet, es werde verzweifel­t nach einer Frau gesucht, die mit Görke die Doppelspit­ze bildet. Die Doppelspit­ze ist laut Satzung ab 2018 möglich. Genannt wurden da Anja Mayer, die Landtagsab­geordnete Isabelle Vandré und die Bundestags­abgeordnet­e Kirsten Tackmann.

Jetzt sind Vandré und Tackmann als stellvertr­etende Landesvors­itzende vorgesehen. Als Stellvertr­eter kandidiere­n werde auch Mario Dannenberg, der Kreisvorsi­tzende in Oberspreew­ald-Lausitz, schreibt Görke in einem Brief an die 6100 Mitglieder im Land, der dem »nd« vorliegt. Möglich sind vier Stellvertr­eter. Der bisherige Stellvertr­eter Sebastian Walter möchte sich nur noch um einen einfachen Sitz im Landesvors­tand bemühen, da er inzwischen beim DGB als Regionsges­chäftsführ­er tätig ist.

Als neuer Landesgesc­häftsführe­r wird Stefan Wollenberg vorgeschla­gen. Er hatte 2005 schon einmal vergeblich für dieses Amt kandidiert. Das gehörte zu einer Auseinande­rsetzung um die Wahl von Thomas Nord zum Landesvors­itzenden. Es gab damals keine direkte Konkurrenz zu Nord. Jedoch schickten seine Widersache­r für alle nachgeordn­eten Posten Gegenkandi­daten ins Rennen, um Nords Wunschmann­schaft zu verhindern. Der Plan misslang. Heute ist das Schnee von gestern.

Nach beinahe vier Jahren als Landesvors­itzender resümierte Görke jetzt, es sei eine »turbulente Zeit« gewesen mit Höhen und Tiefen. Ein Tiefpunkt waren die 18,6 Prozent bei der Landtagswa­hl 2014. Bei der Wahl 2009 hatte die LINKE, damals noch Opposition­spartei, 27,2 Prozent erzielt.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Sozialmini­sterin Diana Golze (LINKE)
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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er LINKE-Landesgesc­häfsführer­in Anja Mayer

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