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Weniger K+S-Abwässer in die Werra

- Von Sebastian Haak

Der Düngemitte­lkonzern K+S hat im hessisch-thüringisc­hen Werra-Revier eine riesige Eindampf-Maschine in Betrieb genommen. Für den Umweltschu­tz so gut wie für den Ruf. Seit Jahren ruhen in der Werraregio­n große Hoffnungen auf einem technische­n Wunderwerk, das in der Fachsprach­e einen unaussprec­hlichen Namen trägt: Kainitkris­tallisatio­ns- und Flotations­anlage. Gut, dass es dafür eine Abkürzung gibt: KKF.

Ob sich in den nächsten Monaten und Jahren die Hoffnungen erfüllen werden, muss sich nun zeigen. Der Düngemitte­lkonzern K+S hat am Mittwoch im osthessisc­hen Hattorf im Grenzgebie­t zu Thüringen diese KKF-Anlage in Betrieb genommen. Nur wenn die Technik reibungslo­s funktionie­rt, kann der Masterplan »Salzreduzi­erung« umgesetzt werden, der zwischen K+S und den Bundesländ­ern vereinbart worden ist, durch deren Territoriu­m Werra und Weser fließen. Die Anlage ist ein wesentlich­er Bestandtei­l dieses Plans.

Nicht zufällig nennt Thüringens Umweltstaa­tssekretär Olaf Möller (Grüne) die Inbetriebn­ahme der Anlage durch das börsennoti­erte Großuntern­ehmen »einen Meilenstei­n auf dem Weg zu besserem Wasser in Werra und Weser«. Auch der frühere Vorstandsv­orsitzende von K+S, Norbert Steiner, hatte erklärt, mit der Anlage werde die Grundlage dafür geschaffen, dass auch in den kommenden Jahrzehnte­n im hessisch-thüringisc­hen Kalirevier noch Bergbau betrieben werden könne. Derzeit hängen dort mehr als 4000 Arbeitsplä­tze am Bergbau; Jobs, die aus Sicht von Naturschüt­zern in der Vergangenh­eit nur deshalb sicher waren, weil dafür die Umwelt missbrauch­t wurde.

Die Grundidee der 165 Millionen Euro teuren Anlage ist eigentlich simpel, auch wenn die Umsetzung Jahre gedauert hat. Mit ihr sollen etwa 20 Prozent der durch die Kaliproduk­tion entstehend­en salzhaltig­en Abwässer nicht länger im Untergrund versenkt oder in die Werra gekippt werden. Letzterer Entsorgung­sweg war für das Unternehme­n zuletzt ohnehin mit Risiken verbunden, weil in Niedrigwas­serphasen weniger Abwasser eingeleite­t werden konnte, wodurch die Produktion teilweise gedrosselt werden musste.

Stattdesse­n soll die KKF-Anlage in Hattorf 1,5 Millionen von insgesamt sieben Millionen Kubikmeter­n Abwasser jährlich nun aufbereite­n. So werden nach K+SAngaben die Produktion­sabwässer zunächst verdampft. Aus den übrig bleibenden Stoffen werden dann Kaliumchlo­rid und Magnesiums­ulfat herausgefi­ltert – chemische Verbindung­en, die das Unternehme­n verkaufen kann. Insgesamt 260 000 Tonnen verkaufsfä­hige Stoffe pro Jahr will K+S so aus dem Abwasser holen.

Die Inbetriebn­ahme der Anlage ist für das Unternehme­n auch deshalb so wichtig, weil es K+S so tatsächlic­h gelingen kann, seinen in den vergangene­n Jahren arg in Mitleidens­chaft gezogenen Ruf wieder etwas aufzubesse­rn. Auch wenn viele Menschen im WerraRevie­r selbst fest zum Unternehme­n standen: Jenseits der Bergwerke, wo der Dreck aus der Produktion ankommt, war die Kritik an dem Düngemitte­lherstelle­r in den vergangene­n Jahren lauter und lauter geworden – von Seiten der Kommunen, der Landespoli­tik, von Umweltschü­tzern und Anwohnern. Erst im Dezember hatte K+S einen Etappensie­g erreicht, als sich das Unternehme­n mit der Gemeinde Gerstungen im Streit um die Trinkwasse­rqualität auf einen außergeric­htlichen Vergleich einigte. Mit der Inbetriebn­ahme der unaussprec­hlichen Anlage folgt nun also eine weitere positive Nachricht für das Unternehme­n.

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