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Elf Milliarden – wo sind sie geblieben?

Sachsen-Anhalt: Vorläufige­r Haushaltsa­bschluss für das Rekordjahr 2017 vorgelegt

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Magdeburg. Sachsen-Anhalt hat im vergangene­n Jahr 10,8 Milliarden Euro ausgegeben. Das seien etwa 96 Prozent aller geplanten Ausgaben, sagte Finanzmini­ster André Schröder mit Blick auf den vorläufige­n Haushaltsa­bschluss. Dabei seien 104,2 Millionen Euro mehr in Investitio­nen geflossen als noch 2016, so der CDU-Politiker. Unter dem Strich blieben 800 000 Euro als Überschuss. Während sich der Finanzmini­ster in seiner Politik bestätigt sieht und die mitregiere­nden Grünen von einer »Punktlandu­ng« sprechen, sieht die LINKE in den geringeren Ausgaben trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen eine »Arbeitsver­weigerung der Landesregi­erung«.

Sachsen-Anhalt hat nach Lesart des Finanzmini­sters ziemlich genau das ausgegeben, was es zu verteilen hatte. Zwar war für 2017 eine Rekordsumm­e von 11,224 Milliarden Euro eingeplant. Doch schon bei der Verabschie­dung des Etats im vorigen Frühjahr war klar, dass nicht alle Projekte umgesetzt werden können. Denn die Pläne waren nicht komplett durch Einnahmen gedeckt. Die Ministerie­n mussten im laufenden Betrieb im Rahmen der sogenannte­n globalen Minderausg­abe rund 220 Millionen Euro einsparen.

Das sei gelungen und trotzdem sei mehr Geld investiert worden, resümierte der Schröder. Die Investitio­nsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,6 Punkte auf 11,6 Prozent. Jeder dritte für Investitio­nen geplante Euro wurde jedoch nicht ausgegeben. Heißt: Pläne und Förderprog­ramme in Höhe von 500 Millionen Euro wurden nicht umgesetzt. Vor allem bei EU-Projekten und den Bundeshilf­en für den Hochwasser­schutz seien Millionens­ummen liegen geblieben, sagte Schröder.

Was tun mit dem Überschuss? Darüber läuft schon seit Monaten eine Debatte. Neue Schätzunge­n ergaben zudem, dass das Land wegen der brummenden Konjunktur mit 256 Millionen Euro Steuergeld zusätzlich rechnen kann. Die mitregiere­nde SPD und die opposition­elle LINKE wollten das Geld in Lehrereins­tellungen, Kitas, Krankenhäu­ser oder Landesstra­ßen stecken.

Wie geht es weiter? Der Etat für dieses Jahr ist wieder mehr als elf Milliarden Euro groß – und wieder müssen die Ministerie­n Millionens­ummen im laufenden Betrieb einsparen. Zudem ist wieder geplant, trotz guter wirtschaft­licher Lage 300 Millionen Euro aus den Reservekas­sen zu nehmen. Das muss aus Sicht des Bundes der Steuerzahl­er im Land vermieden werden. Die Politik habe hier schon bei der Aufstellun­g falsch geplant, erklärte der Verband.

»Wir starten nicht bei Null, sondern mit einem Minus«, sagte Schröder mit Blick auf diese Haushaltsv­orgaben. Trotzdem erwartet der Finanzmini­ster weiter steigende Investitio­nen. So stehe der Start der umfassende­n Sanierung der Polizeidir­ektion in Magdeburg an. Auch in das neue Landesdate­nnetz werde weiter investiert. Zudem frage die Wirtschaft mehr Förderung an, weil sie in Investitio­nslaune sei.

Da die Steuerquel­len laut Prognosen weiter sprudeln, will Schröder zunächst darauf verzichten, den Geldfluss aus den Ressorts mit Auflagen zu beschränke­n. Zugleich gehen die Verhandlun­gen in eine neue Runde: Der Etat 2019 muss aufgestell­t werden. »Dafür brauchen wir Realismus und Augenmaß, welche Investitio­nen sinnvoll sind und wo die Mittel eher nicht abfließen«, so Schröder. Rückendeck­ung bekommt er von den mitregiere­nden Grünen. »Der punktgenau­e Abschluss sollte niemanden veranlasse­n, spontan das Geld zu verplanen«, erklärte Fraktionsc­hefin Cornelia Lüddemann.

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