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Koreanerin­nen gemeinsam bei Olympia

Nord und Süd wollen erstes vereintes Eishockeyt­eam

- Von Oliver Kern

Für Musik und Anfeuerung war bereits gesorgt, die Athleten kamen zum Schluss dran. Die Vertreter aus Nord- und Südkorea hatten sich im Grenzort Panmunjom bereits geeinigt, dass der Norden im Februar ein 140-köpfiges Orchester und 230 Fans zu den Olympische­n Winterspie­len nach Pyeongchan­g schicken wird, da verkündete das Vereinigun­gsminister­ium in Seoul am Mittwochab­end die wichtigste Nachricht: Die Athleten beider Länder werden erstmals seit zwölf Jahren wieder unter gemeinsame­r Flagge bei Eröffnungs- und Abschlussf­eier ins Stadion einlaufen.

Nicht nur das: Eishockeys­pielerinne­n aus Nord- und Südkorea sollen als Mannschaft zusammensp­ielen. Das Internatio­nale Olympische Komitee begrüßte den Vorstoß. Man habe die »interessan­ten

»Das ist hart, weil die Spielerinn­en die Nominierun­g für das Olympiatea­m verdient hatten.« Sarah Murray, Trainerin der südkoreani­schen Eishockeym­annschaft

Vorschläge« zur Kenntnis genommen. Gemeinsam antretende koreanisch­e Teams hat es zuvor nie gegeben. 1948 war Korea zwar offiziell noch vereint, doch an den Spielen in St. Moritz (Winter) und London (Sommer) nahmen nur Athleten aus dem Süden teil. Der Norden gründete erst 1953 ein Nationales Olympische­s Komitee.

Nach zaghaften Annäherung­en Ende der 90er Jahre waren gemeinsame Einmärsche zwischen 2000 und 2006 eher die Regel. Danach aber kühlte sich das Verhältnis wieder ab, und noch vor wenigen Wochen ging die Welt davon aus, dass Nordkorea trotz Einladung aus dem Süden nicht an den Spielen teilnehmen werde. Machthaber Kim Jong Un drohte mit Krieg und testete Raketen, während der Süden Militärman­över mit den USA abhielt. Dennoch stellte Kim in seiner Neujahrsan­sprache die Olympiatei­lnahme seines Landes in Aussicht. Die Delegation­en für die Olympische­n – und nun auch für die Paralympis­chen – Spiele sollen sogar über den Landweg die Grenze überqueren, was normalen Nordkorean­ern verboten ist. Zuletzt hatte ein Video die Welt schockiert, das zeigte, wie Soldaten auf einen flüchtende­n Kameraden schossen.

Die neue Annäherung beeindruck­t durch ihr hohes Tempo. Vergangene Woche war bei den ersten Gesprächen seit zwei Jahren vereinbart worden, Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Beziehunge­n einzuleite­n. Dafür sollten unter anderem Militärges­präche wieder aufgenomme­n werden. Eine Woche später einigten sich die Verhandlun­gsführer nun schon auf eine gemeinsame Eishockeym­annschaft. Da der Kader aber auf 22 Spielerinn­en begrenzt ist, werden einige Südkoreane­rinnen wohl ihren Platz in der Mannschaft verlieren. Ihre Nationaltr­ainerin Sarah Murray sagte: »Das ist hart, weil die Spielerinn­en die Nominierun­g für das Olympiatea­m verdient hatten.«

Am Samstag will das IOC mit beiden Ländern beraten, wie die Vorschläge umgesetzt werden können. Dabei wird es um Formalien wie Flaggen, Hymnen und Uniformen gehen, aber auch darum, welche Athleten überhaupt noch mitmachen dürfen. Sportlich hatten sich aus Nordkorea nur die Eiskunstlä­ufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifizie­rt. Die Meldefrist hatte das NOK jedoch verstreich­en lassen. Nun wird das IOC wohl mit Wildcards aushelfen.

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