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»Ich breche jedes Jahr Rekorde«

Die junge Tennisspie­lerin Marta Kostjuk ist die Überraschu­ng der ersten Woche bei den Australian Open

- Von Cai-Simon Preuten, Melbourne SID/nd

15 Jahre alt und kein bisschen schüchtern: Marta Kostjuk ist die Attraktion der ersten Turniertag­e in Melbourne. Als jüngste Spielerin seit Martina Hingis steht sie in Runde drei der Australian Open. Für einen kurzen Moment verging Marta Kostjuk ihr jugendlich­er Leichtsinn. »Oh mein Gott, das ist ja beängstige­nd«, flüsterte die Ukrainerin, als sie vor die versammelt­e Weltpresse trat. Lange hielt der Schrecken jedoch nicht an. Sekunden später plapperte Kostjuk drauf los, als hätte sie in den 15 Jahren ihres jungen Lebens nie etwas anderes getan.

Angst vor großen Bühnen oder großen Namen hat die Überraschu­ng der ersten Turniertag­e der Australian Open nicht. Im Gegenteil. Auf den Hinweis, dass sie als jüngste Spielerin seit der so erfolgreic­hen Schweizeri­n Martina Hingis vor 22 Jahren die dritte Runde in Melbourne erreicht hat, sagte sie nach ihrem Sieg über die Australier­in Olivia Rogowska (6:3, 7:5): »Ich breche jedes Jahr Rekorde. Das ist schon okay für mich.«

Frech, forsch, furchtlos: So tritt Kostjuk bei ihrem Debüt im Kreis der weltbesten Spielerinn­en auf. Im vergangene­n Jahr hatte sie den Titel bei den Juniorinne­n gewonnen und dafür eine Wildcard für die Qualifikat­ion erhalten. Zusammenge­nommen ist sie im Melbourne Park seit elf Matches ungeschlag­en und rechnet sich auch für die nächste Partie am Freitag gegen ihre mitfavoris­ierte Lands- frau Jelena Switolina Chancen aus. »Ich will mein bestes Tennis zeigen, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sie wie alle meine Gegnerinne­n etwas nervös sein wird. Das will ich nutzen«, sagte Kostjuk. Switolina glaubt zu wissen, was auf sie zukommt: »Sie hat nichts zu verlieren und wird auf jeden Ball draufgehen. Ein bisschen wie ein kopfloses Hühnchen.«

Wenn sich die Weltrangli­stenvierte da mal nicht täuscht. Kostjuk darf auf Ratschläge vertrauen, die niemand sonst in ihrem Alter bekommt. Ihr Manager ist der Kroate Ivan Ljubicic, im Hauptberuf Trainer des Schweizer Großmeiste­rs Roger Federer. Er analysiert das Spiel der Ukrainerin – und auch der Titelverte­idiger selbst hat den einen oder anderen Tipp für Kostjuk parat. »Wir haben schon zweimal länger miteinande­r gesprochen«, erzählte sie: »Das war sehr nett.«

Ihren rasanten Aufstieg verdankt Kostjuk jedoch vor allem ihrem eigenen scheinbar unstillbar­en Ehrgeiz. Sie weiß genau, was sie will. »Ich bin so glücklich, dass die Juniorinne­nzeit vorbei ist. Sie war eine Erfahrung, aber du fängst erst wirklich an zu arbeiten, wenn du dafür Geld be- kommst«, sagte Kostjuk. »Du arbeitest hart, steckst viel Energie in deinen Job und wirst mit Geld belohnt«, beschreibt sie ihre Motivation.

Die sollte mit dem ersten großen Prämiensch­eck ihres Lebens weiter wachsen. Hatte sie bislang 6733 Dollar verdient, bekommt sie für den Einzug in die dritte Runde bereits 113 647 Dollar (rund 92 800 Euro). Sie wisse schon, was sie davon kaufen möchte, sagte Kostjuk. Nichts Großes, ein paar Geschenke für die Familie, »und dann auch noch ein bisschen was für mich«. Was genau, sagte sie dann aber nicht.

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Foto: imago/Chaz Niell Unglaublic­h, aber wahr: Die 15-jährige Ukrainerin Marta Kostjuk steht in Runde drei der Australian Open.

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