nd.DerTag

Putin ja, Luzifer nein

In Russland tritt neues Namensgese­tz in Kraft

- Von Axel Eichholz, Moskau

In Russland ist das Verbot für besonders ausgefalle­ne Namen für neugeboren­e Kinder in Kraft getreten. Die Eltern dürfen keine Zahlen, Flüche, Zeichen der Interpunkt­ion sowie Bezeichnun­gen von Ämtern und Titel benutzen. Nunmehr bekommen diejenigen, die einen unwiderste­hlichen Hang zu Außergewöh­nlichem verspüren, beim Standesamt keinen Geburtssch­ein etwa auf den Namen »1 000 000« (Million), »;« (Semikolon) oder »General« ausgestell­t.

Ganz aus dem Schneider sind die Neugeboren­en aber nicht. Im dagestanis­chen Machatschk­ala erblickte Ende 2017 ein Putin das Licht der Welt. Den Einwand, der Kleine könnte Probleme kriegen, »wenn der Amtsinhabe­r einmal nicht mehr Präsident ist«, lassen seine Eltern nicht gelten. Der Kosename seines Sohnes sei übrigens Wladimir Wladimirow­itsch, also Vor- und Vatersname des Kremlherrn, so der Papa.

In Alexandrow nannten Umsiedler aus Tadschikis­tan den Sohn Schoigu. Den setzte Opa Rahmon Dschurajew mit der Begründung durch, er verehre den russischen Verteidigu­ngsministe­r. In tadschikis­chen Familien hat der Clanältest­e in solchen Angelegenh­eiten das letzte Wort. Vater und Mutter hielten dem zwar entgegen, Schoigu sei ein Nachname. Der Minister heiße Sergej Kuschugeto­witsch Schoigu. Da legte Opa einen Zeitungsar­tikel vor, aus dem hervorging, dass russische Passbeamte den Familien- und Vatersname­n des gebürtigen Tuwiners verwechsel­t haben müssen. Schoigu hieß sein Vater mit Vornamen.

Irina und Alexej aus der Altairegio­n haben die Namensfind­ung für ihr Kind gut vorbereite­t. Als es noch unterwegs war, haben sie ihren »sehr konvention­ellen« Familienna­men, den sie nicht verraten wollen, amtlich in »Märchenhaf­t« ändern lassen. Das Neugeboren­e bekam den Namen Aladdin.

Dagegen herrscht in der Satanisten­familie Menschikow aus Perm Trauer. Sie hatten ihren Sohn beim Standesamt auf den Namen Luzifer eintragen lassen. Nun stellten sie entsetzt fest, dass sich beide Großmütter zusammenge­tan und Luzik auf den Namen Leonid in der Kirche haben taufen lassen. Mit Berichtigu­ngen in der Geburtsurk­unde lässt sich nichts mehr ausrichten, die Omas haben alles auf geistiger Ebene zu einer Angelegenh­eit zwischen Jesus und dem Satan erhoben.

Student Alexander Petrow aus Samara zeigt stolz seinen Ausweis. Er heißt jetzt John Snow, wie der im Film »Game of Thrones«. Er habe zwischen Ragnar und John Snow gewählt. John Snow passe besser zu Russland, der Wolga und zu ihm selbst, so John-Alexander. Seine Freundin sei begeistert und dränge darauf, dass sie endlich heiraten. Doch er hat es damit nicht eilig. Seit er John Snow heißt, kann er sich vor weiblicher Aufmerksam­keit kaum retten.

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