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»Widerstand gegen Populismus erfolgreic­h«

Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch stellt in Paris Jahresbila­nz 2017 vor

- Von Alexander Isele

Human Rights Watch glaubt daran, dass beim Thema Menschenre­chte auch Erfolge erzielt werden. Ein Problem sei allerdings der Rückzug der USA und Großbritan­niens. 2018 jährt sich die Erklärung der Menschenre­chte zum 70. Mal, um deren Achtung sieht es weiter düster aus. Die US-amerikanis­che Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch (HRW) hat am Donnerstag in Paris ihren 28. Jahresrepo­rt vorgestell­t, worin die Menschenre­chtslage in mehr als 90 Ländern zusammenge­fasst wird. Noch vor all die Tristesse stellte HRW-Geschäftsf­ührer Kenneth Roth in seinem Vorwort allerdings einen Hoffnungss­chimmer: Die zentrale Lehre des vergangene­n Jahres sei, dass sich Menschenre­chte »erfolgreic­h gegen die Angriffe der Populisten verteidige­n lassen«.

Als deutlichst­es Beispiel für den erfolgreic­hen Widerstand gegen Populismus und autoritäre Regierunge­n nannte Roth den Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich gegen die rechte Kandidatin der Front National, Marine Le Pen. Aber auch in anderen Ländern hätte die Bevölkerun­g Erfolge gegen Populisten erzielt. Tunesien, Jordanien und Libanon verabschie­deten Gesetze, die Vergewalti­gungsopfer besser schützen würden, zählte HRW auf. Kanada habe die Geschlecht­ergleichhe­it ins Zentrum seiner Entwicklun­gshilfe gestellt. In den USA treffe die Politik Donald Trumps mit seinen anti-muslimisch­en Einwanderu­ngsdekrete­n auf breiten Widerstand von Bürgerrech­tlern, Anwälten oder Richtern. In der EU seien populistis­che Regierunge­n ebenfalls auf Gegenwehr gestoßen, wie etwa in Polen, wo die umstritten­e Justizrefo­rm der Regierung zu Protesten geführt hat.

Auf der Pressekonf­erenz in Paris sagte Roth, »der einzige Weg, die Werte zu bewahren, die die Populisten angreifen, ist, sie zu verteidige­n«. Wie in den Niederland­en oder in Österreich versuchten Spitzenpol­itiker aber auch oft, »mit den Populisten Schritt zu halten«, kritisiert­e HRW. Und in den Staaten, in denen Widerstand unterdrück­t werde, wie in der Türkei, Ägypten oder China, seien Populisten erstarkt.

Roth zählte auch eine Reihe von Konflikten auf, bei denen im vergangene­n Jahr Menschenre­chte missachtet wurden. In Myanmar mussten 650 000 Angehörige der muslimisch­en Minderheit der Rohingya vor Massentötu­ngen fliehen, in Jemen verschärft­e der Bürgerkrie­g die »größte humanitäre Katastroph­e der Welt«, und in Ägypten werden weiter Homosexuel­le verfolgt. Im Interview mit der Nachrichte­nagentur AFP forderte Roth, dass Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten, nicht nach Libyen zurückgesc­hickt werden. Von dort erhalte HRW ununterbro­chen Berichte über Zwangsarbe­it, sexuellen Missbrauch und Folter.

Human Rights Watch kritisiert­e auch den Rückzug der USA und Großbritan­niens vom weltweiten Einsatz für Menschenre­chte. Dies habe ein Vakuum zurückgela­ssen, in dem »Massengräu­el« wie in Syrien, Myanmar, Jemen oder Südsudan andauern könnten.

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