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Jobgaranti­erer

- Von Moritz Wichmann

Richard Winfield ist im New Yorker Bezirk Queens geboren, genau wie Donald Trump. Im ländlich konservati­ven Georgia hatten die Wähler Trump gewählt, vielleicht würden sie jetzt Winfield wählen. Wie Trump verspricht er Arbeitsplä­tze, aber nicht durch Steuersenk­ungen, sondern durch ein staatliche­s Jobprogram­m, das jedem Amerikaner einen Job in einem öffentlich geförderte­n Programm garantiere­n würde. In Europa sind staatliche Beschäftig­ungsprogra­mme nichts Neues. In den USA jedoch ist der Philosophi­eprofessor bisher der einzige Kandidat für die kommenden Kongresswa­hlen mit einer solchen Forderung.

»Garantiert­e Jobs, faire Löhne« lautet der Slogan seiner Kampagne, die der Collegepro­fessor mit den weißen Bernie-Sanders-Haaren mit Absicht zum Martin Luther King Day gestartet hat. »King hat realisiert, dass nach politische­r Gleichheit ein neues Kapitel, der Kampf um soziale Rechte folgen musste«, erklärte Winfield. Damit bezieht er sich auf die Wandlung des Bürgerrech­tsaktivist­en. Vor seiner Ermordung hatte der sich immer mehr dem Kampf gegen ökonomisch­e Ungleichhe­it gewidmet. Seine Ehefrau war 1974 Mitgründer­in der »Nationalen Kampagne für Vollbeschä­ftigung«. Winfield schlägt dazu ein Bundesprog­ramm mit einem »fairen« Stundenloh­n von 20 US-Dollar vor. Die Jobs sollen in vom Privatsekt­or vernachläs­sigten »Community«-Bereichen entstehen – wie eine bessere Infrastruk­tur für erneuerbar­e Energien, der Ausbau von Breitbandi­nternet oder die Renovierun­g von Sozialwohn­ungen und die Arbeit im Gesundheit­ssektor.

Bevor er in der 100 000-Einwohner-Stadt Athens 35 Jahre lang Studenten Hegel erklärte, organisier­te Winfield die Hausmeiste­r der Eliteunive­rsität Yale gewerkscha­ftlich und später Zuckerrohr­Plantagena­rbeiter im Südstaat Louisiana. Seit 1995 wird der 10. Kongressdi­strikt in Georgia, in dem Winfield antritt, übrigens von Republikan­ern regiert. Bei der letzten Kongresswa­hl trat noch nicht einmal ein demokratis­cher Kandidat zur Wahl an. Nun gibt es wieder einen.

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Foto: University of Georgia Richard Winfield tritt mit einem ungewöhnli­chen Vorschlag an.

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