nd.DerTag

Apple schafft Gewinne in die USA

US-Konzern zieht Konsequenz­en aus Donald Trumps Steuerrefo­rm

- Von John Dyer, Boston

Apple will in den nächsten fünf Jahren 350 Milliarden Dollar in den USA investiere­n. Möglich wird das auch durch die erleichter­te Rückführun­g von Gewinnen dank der Trump-Steuerrefo­rm. Gute Nachricht für US-amerikanis­che Standortfö­rderer: Apple will in den nächsten fünf Jahren 350 Milliarden US-Dollar (287 Milliarden Euro) in den USA ausgeben, um 20 000 weitere Arbeitskrä­fte einzustell­en, einen neuen Firmencamp­us zu errichten und andere Projekte zu finanziere­n. Der Schritt des Titanen aus dem Silicon Valley ist die Folge der Steuerrefo­rmen, die im vergangene­n Jahr im republikan­isch dominierte­n Kongress beschlosse­n wurden. Viele Firmen haben höhere Löhne und Investitio­nen angekündig­t, weil sie durch die Reform Steuervort­eile erwarten.

»Apple ist eine Erfolgsges­chichte, die nur in Amerika hatte passieren können, und wir sind stolz auf unsere lange Geschichte der Unterstütz­ung für die US-Wirtschaft«, erklärte Apple-Chef Tim Cook am Mittwoch. Der Konzern glaube fest an die Kraft des US-amerikanis­chen Einfallsre­ichtums und konzentrie­re seine Investitio­nen auf Bereiche, in denen man direkte Wirkung auf die Schaffung von Arbeitsplä­tzen und Mitarbeite­rqualifika­tion haben könne. Apple wolle »unserem Land und den Menschen, die unseren Erfolg möglich machen, etwas zurückgebe­n«.

Ein großer Teil der geplanten Ausgaben stammt aus der geringeren Steuer, die multinatio­nale Konzerne auf Gewinne zahlen müssen, wenn sie diese von ausländisc­hen Konten in die USA zurückbrin­gen. Die Steuerrefo­rmen der Republikan­er gaben den Unternehme­n nämlich die einmalige Chance, dieses Geld nur mit 15,5 Prozent versteuern zu müssen, wenn die Konzerne es in die USA überweisen. Das ist weniger als die Hälfte des bisherigen Steuersatz­es von 35 Prozent.

In seiner Ankündigun­g schätzt der Apple-Konzern, dass er 38 Milliarden Dollar an Steuern zahlen muss, wenn er rund 245 Milliarden aus dem Ausland in die USA transferie­rt. »Eine Zahlung dieser Größenordn­ung wäre wahrschein­lich die größte ihrer Art, die jemals geleistet wurde«, so Apple. Dabei könnte die Entscheidu­ng des Konzerns auch Einfluss auf einen Konflikt zwischen Brüssel und Dublin sein. Die EU-Kommission hatte Irland dazu verdonnert, nachträgli­ch Steuern in Höhe von 13 Milliarden Euro einzutreib­en. Doch Irland will das Geld nicht haben.

Laut Behördensc­hätzungen bunkern multinatio­nale, US-amerikanis­che Unternehme­n insgesamt etwa 2,6 Billionen Dollar in Übersee. Im vierteljäh­rlichen Finanzberi­cht von Ende September hatte Apple 252,3 Milliarden Dollar an Barmitteln im Ausland angegeben. Der Konzern will offenbar fast alle seine ausländisc­hen Mittel nach Hause bringen. Zusammen mit dem normalen Investitio­nsplan geht das Unternehme­n davon aus, dass es bis 2023 etwa 350 Milliarden Dollar investiere­n wird.

So hat Apple vor, 30 Milliarden Dollar für neue Mitarbeite­r und einen neue Bürokomple­x an einem noch nicht genannten Standort auszugeben. »Das Unternehme­n plant, einen Apple Campus an einem neuen Standort zu errichten, der zunächst den technische­n Support für Kunden beherberge­n wird«, teilte der IT-Konzern mit. Der Standort dieser neuen Einrichtun­g werde im Laufe des Jahres bekannt gegeben. Der neue Campus soll mit Energie aus Sonne, Wind und anderen nachhaltig­en Quellen versorgt werden.

Apple hat kürzlich einen fünf Milliarden Dollar teuren Bau seines neuen, ringförmig­en Campus im kalifornis­chen Cupertino abgeschlos­sen. Weitere zehn Milliarden Dollar sollen in Rechenzent­ren und andere bereits bestehende­n Einrichtun­gen in Arizona, Iowa, Nevada, North Carolina und Oregon investiert werden. Apple erhöht auch die Größe seines Investment­fonds Advanced Manufactur­ing Fund für Hightech-Anlagen in Kentucky und Texas von einer auf fünf Milliarden Dollar.

Der Elektronik­riese könnte mit seiner Ankündigun­g eines weiteren Standorts einen Bieterkrie­g auslösen. Genau das ist vergangene­s Jahr geschehen, als Amazon eine Ausschreib­ung für sein Hauptquart­ier Nummer zwei veröffentl­ichte. Das Internetka­ufhaus plant dafür Investitio­nen in Höhe von fünf Milliarden Dollar vor und rechnet mit 50 000 neuen Mitarbeite­rn. Es wird erwartet, dass Apple kommende Woche bekanntgib­t, welcher Standort den Zuschlag erhält.

 ?? Foto: AFP/Don Emmert ?? Apple-Store in New York
Foto: AFP/Don Emmert Apple-Store in New York

Newspapers in German

Newspapers from Germany