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Gut gepolstert für den Streik

IG Metall entscheide­t nächste Woche über härtere Arbeitskam­pfmaßnahme­n

- Von Ines Wallrodt

Bundesweit­e Warnstreik­s in der Metall- und Elektrobra­nche haben in den vergangene­n Wochen für ordentlich Wirbel gesorgt. Doch die Gewerkscha­ft ist noch lange nicht zufrieden. Nicht nur Teilzeit muss man sich leisten können, auch den Kampf dafür. Die IG Metall ist jedoch gut gepolstert. Mit voller Streikkass­e geht die Gewerkscha­ft in die heiße Phase des Tarifkonfl­ikts in der Metall- und Elektroind­ustrie, in der die Forderung nach befristete­r Teilzeit mit Teillohnau­sgleich für bestimmte Beschäftig­tengruppen den Knackpunkt darstellt. Hauptkassi­erer Jürgen Kerner präsentier­te für 2017 Beitragsei­nnahmen in Höhe von 561 Millionen Euro. 84 Millionen fließen in Rücklagen. »Unsere Streikkass­e ist gut gefüllt«, sagte der Gewerkscha­fter diese Woche in Frankfurt am Main. »An dem Thema wird der Konflikt nicht scheitern.« Ob das Geld gebraucht wird, zeigt sich womöglich in der nächsten Woche.

Der Vorstand der Gewerkscha­ft will nach den Sitzungen sämtlicher regionaler Tarifkommi­ssionen am 26. Januar entscheide­n, ob eine weitere Eskalation unvermeidb­ar ist. »Wir sind auf alles vorbereite­t – auch auf bundesweit­e ganztägige Warnstreik­s oder eine Urabstimmu­ng und damit unbefriste­te Flächenstr­eiks in einzelnen Regionen«, erklärte Gewerkscha­ftschef Jörg Hofmann. Zugleich begrüßte er erste Bewegungen der Unternehme­n bei den Verhandlun­gen in Baden-Württember­g vergangene Woche. Er wisse aber nicht, ob das reiche. Zum Auftakt der vierten Verhandlun­gsrunde am 24. Januar in Stuttgart müsse erkennbar werden, wohin die Reise geht.

Die Arbeitgebe­rseite zeigte sich zuletzt gesprächsb­ereit über die geforderte Arbeitszei­treduzieru­ng, verlangt aber im Gegenzug eine Öffnung nach oben. Laut Tarif- vertrag ist es bisher möglich, dass 18 Prozent der Beschäftig­ten mehr als 35 Stunden die Woche arbeiten. Diese Quote wollen die Arbeitgebe­r noch weiter anheben. Hofmann lehnt dies ab und bringt ein anderes Instrument ins Spiel: So sollten Langzeitar­beitskonte­n nach dem Vorbild von BadenWürtt­emberg bundesweit Schule machen. Diese könnten bei guter Auslastung gefüllt werden und in schlechter­en Zeiten Beschäftig­ung sichern, erklärte Hofmann. Das sei vernünftig­er als Überstunde­n auszuzahle­n.

In den vergangene­n Wochen legten nach Angaben der Gewerkscha­ft insgesamt fast 500 000 Beschäftig­te in Warnstreik­s die Arbeit nieder. Die Gewerkscha­ft verzeichne­t seither Tausende Neueintrit­te. Im vergangene­n Jahr stieg die Zahl der Mitglieder in den Betrieben auf 1,571 Millionen – der höchste Wert seit zehn Jahren. Insgesamt sank die Zahl der Mitglieder der IG Metall leicht auf 2,263 Millionen.

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