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Fischer wehren sich gegen Verdacht der Robbentötu­ng

Die zunehmende Zahl der Robben an der deutschen Ostseeküst­e sorgt für Zündstoff / Management­plan und Obergrenze gefordert

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Ostseefisc­her klagen seit mehreren Jahren über sinkende Fänge, zerrissene Netze und angefresse­ne Fische. Und sie geben auch den Kegelrobbe­n die Schuld, die wieder in großer Zahl die Ostsee bevölkern.

Stralsund. Nach Ermittlung­en wegen des mysteriöse­n Todes von mehr als 20 Kegelrobbe­n im Greifswald­er Bodden (Mecklenbur­g-Vorpommern) haben die Fischer den Verdacht einer absichtlic­hen Tötung zurückgewi­esen und die Forderung nach einem Management­plan erneuert. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fischer mutwillig Robben in Reusen locken, um sie zu töten«, sagte der Vize-Chef des Landesverb­andes der Kutter- und Küstenfisc­her, Michael Schütt. Dass eine Robbe versehentl­ich in einer Reuse lande, könne passieren. Allerdings sei damit nicht die hohe Zahl der gefundenen Kadaver zu erklären.

Schütt sprach sich für einen Management­plan aus, der den Umgang mit der zunehmende­n Robbenpopu­lation im Greifswald­er Bodden regelt. Man müsse in diesem Zusammenha­ng auch über eine Obergrenze reden. »Die Robben haben hier keine natürliche­n Feinde«, sagte Schütt. Die Fischer klagen seit mehreren Jahren über sinkende Fänge, zerrissene Netze und angefresse­ne Fische. Wünschensw­ert wäre, dass die Auswirkung­en des zunehmende­n Robbenbest­andes auf andere Tierarten wissenscha­ftlich untersucht werden. Zwischen September und Dezember 2017 waren 23 tote Kegelrobbe­n an der Nordküste des Greifswald­er Boddens entdeckt worden. Experten des Deutschen Meeresmuse­ums hatten die äußerlich unversehrt­en Tiere untersucht und konnten ausschließ­en, dass die Robben an Viren, Bakterien oder Giften starben. Die Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass die Meeressäug­er an akutem Herz- und Kreislaufs­tillstand durch Ertrinken starben. Ein solcher Tod sei in nach oben geschlosse­nen Reusen möglich.

Das Meeresmuse­um erstattete Anzeige wegen der Tötung einer besonders geschützte­n Art. Die Staatsanwa­ltschaft Stralsund ermittelt wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz und Bundesnatu­rschutzges­etz, sagte Behördensp­re- cher Martin Cloppenbur­g. Man gehe Hinweisen nach, dass die Tiere eines nicht natürliche­n Todes starben. Nach Angaben von Cloppenbur­g gibt es »Tatverdäch­tige im Sinne eines Anfangsver­dachtes«.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Untersuchu­ng einer toten Robbe im Meeresmuse­um Stralsund

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