nd.DerTag

Kim bei Olympia

Alexander Isele über den Preis des innerkorea­nischen Dialogs

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Auch wenn sich Donald Trump und Moon Jae In als Gewinner sehen: Die vorolympis­che Annäherung hat Kim Jong Un dirigiert. Seit seiner Wahl zum südkoreani­schen Präsidente­n vor acht Monaten hat Moon gelobt, den Norden an den Verhandlun­gstisch zu bringen. Zu Beginn wurde er für seine Vision, dass Nordkorea an den Winterspie­len teilnimmt, belächelt. Nun ist sie Realität – und alle Bedingunge­n des Nordens werden im Süden widerspruc­hslos akzeptiert.

Das weckt Erinnerung­en: Im Jahr 2000 wollte sich Südkoreas Präsident Kim Dae Jung um jeden Preis mit Kim Jong Il treffen, der innerkorea­nische Gipfel gilt als historisch. Erst Jahre später wurde öffentlich, dass sich der Norden das Treffen mit 500 Millionen US-Dollar fürstlich bezahlen ließ.

Heute hegt Moon die Hoffnung, dass die Annäherung zu Gesprächen über Militärfra­gen und Atomwaffen führt. Und Kim Jong Un? Der schickt 22 nordkorean­ische Sportler in fünf Diszipline­n, eine Regierungs­delegation, eine Fangruppe, Künstler, ein Propaganda­orchester, eine Cheerleade­rtruppe und ein Taekwondo-Showteam nach Pyoengchan­g. Darüber hinaus stellt er klar, dass es sich bei der olympische­n Annäherung nicht um einen politische­n innerkorea­nischen Dialog handelt. Unter dem Druck der Sanktionen erkauft er sich Zeit. Viel geben muss er dafür nicht.

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