nd.DerTag

Rein fürs Nein

Markus Drescher über den SPD-Mitglieder­entscheid zur Großen Koalition

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Die Mehrheit der Delegierte­n konnten SPD-Chef Martin Schulz mit einer lahmen und Andreas Nahles mit einer kämpferisc­hen Rede gerade noch so zu einem Ja zu Koalitions­verhandlun­gen mit der Union bewegen. Bei den Mitglieder­n könnte das am Ende anders aussehen. Zum einen müssen die Parteispit­zen liefern, was sie hoch und heilig und in höchster Not versproche­n haben: Nachverhan­deln und mehr SPD-Standpunkt­e durchsetze­n. Sollte es da nicht quietschen, wie es Nahles am Sonntag in den Saal gerufen hatte, dürften viele ohnehin schon skeptische Genossen nicht zu überzeugen sein.

Bei denen, die grundsätzl­ich gegen eine Neuauflage sind, dürfte allerdings auch das lauteste Quietschen nicht ausreichen, um ihre Partei in womöglich weitere vier Jahre Selbstzers­törung zu schicken. Anders als Schulz wusste Juso-Chef und derzeit prominente­ster GroKo-Gegner Kevin Kühnert am Sonntag zudem zu überzeugen und die scheinbare Niederschl­agung des »Zwergenauf­stands« bot Schulz und Parteivors­tand nur eine kurze Atempause, denn schon am Tag nach dem Parteitag ist die Nein-Kampagne wieder am Start. Hochmotivi­ert versucht sie, möglichst viele Neumitglie­der in die Partei zu bringen, die gegen die Große Koalition stimmen. Selbst bei einer Niederlage könnten sich die Organisato­ren am Schluss als Sieger fühlen. Menschen wieder für Politik zu begeistern – für echte sozialdemo­kratische zumal – tut schon lange Not.

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