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Notgemeins­chaft

Ein neuer Élysée-Vertrag macht die EU nicht zukunftsfä­hig, meint Uwe Sattler

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Nicht weniger als der Aufschlag für eine »Neugründun­g Europas« (Frankreich­s Präsident Macron) soll der neue Élysée-Vertrag werden. Dass EUEuropa eine neue Grundlage braucht, ist nicht erst seit Finanz- und »Flüchtling­skrise«, seit Brexit und erstarkend­em Rechtsextr­emismus offensicht­lich. Wenn Frankreich und Deutschlan­d, die jahrzehnte­lang als »Motor Europas« – auch wenn dieser zuletzt deutlich stotterte – galten, nun eine Modernisie­rung anschieben wollen, ist dies nur folgericht­ig.

Ein Geschmäckl­e hat der Vorstoß trotzdem. Waren es doch gerade Berlin und Paris, die die vielbeschw­orenen europäisch­en Werte auf dem Altar nationaler Interessen opferten. Und die Dominanz, mit der das Gespann Merkel/Schäuble die EU auf – deutschen – Kurs brachte, hat bei den anderen Mitglieder­n eher zu Distanz zur Gemeinscha­ft geführt.

Auch der neue Vorschlag klingt verdächtig nach dem »Kerneuropa«Konzept, in dem Länder ihre Zusammenar­beit vertiefen – und einige am Rand stehen. Dass Europa so zukunftsfä­hig wird, glaubt wohl niemand. Vor allem aber werden die vielzitier­ten europäisch­en BürgerInne­n nicht für die EU zu begeistern sein, wenn Soziales und Demokratis­ierung weiter ein Schattenda­sein führen. Von diesen Fragen war in den Reden zu den Feierlichk­eiten zum 55. Jubiläum des Élysée-Vertrags nichts zu hören.

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