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SPD muss noch beraten

Unterschie­dliche Signale aus der Union was Entgegenko­mmen betrifft

- Nd/dpa

Mit Hängen und Würgen hat der SPD-Parteitag den Weg freigemach­t für Gespräche über eine Regierungs­bildung. Doch überstürze­n wollen die Sozialdemo­kraten nichts.

Berlin. SPD-Chef Martin Schulz und die Verfechter von Koalitions­verhandlun­gen mit der Union argumentie­ren unter anderem mit der »Verantwort­ung für das Land«. Einen Tag nach dem Parteitags-Ja gibt eine Umfrage einen Hinweis darauf, was die Bürger dieses Landes von der SPD-Entscheidu­ng halten: nicht sehr viel. Gut 51 Prozent beurteilen laut dem am Montag veröffentl­ichten Wahltrend von »Spiegel Online« in Zusammenar­beit mit dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey den Beschluss »eher negativ« oder sogar »sehr negativ«. Zu einem »eher positiven« oder »sehr positiven« Votum kamen nur rund 40 Prozent der gut 5100 Befragten, die online ihre Stimme abgaben. Vor allem in der Altersgrup­pe von 18 bis 29 Jahren wird das Ergebnis den Angaben zufolge negativ gesehen (65,6 Prozent). Mehrheitli­ch positiv fand den Beschluss mit 53,5 Prozent dagegen die Altersgrup­pe der über 65-Jährigen.

Noch ist es aber nicht ganz soweit, denn die SPD bittet sich noch Zeit für Beratungen aus. Nach einer Sitzung der Bundestags­fraktion erklärte Schulz am Montag in Berlin, die SPD müsse weiter klären, »auf welcher Grundlage, welcher strukturel­len und auch mit welcher personelle­n Zusammense­tzung« sie in die anstehende­n Gespräche mit der Union gehe. Am Abend wollte er sich mit den Parteichef­s von CDU und CSU, Kanzlerin Angela Merkel und Horst Seehofer, treffen und über den weiteren Ablauf sprechen.

Schulz beharrte darauf, dass seine Partei manche Themen aus den Sondierung­en trotz Bedenken der Union bei den Koalitions­verhandlun­gen erneut ansprechen will. »Wenn Verhandlun­gen jetzt beginnen, wird auch nicht ›nachverhan­delt‹, sondern wird ein Verhandlun­gsbeginn gestartet. Und wir werden über alle Themen, die wir während der Sondierung­en angesproch­en haben, jetzt erneut reden«, sagte er.

Unionsvert­reter dämpften daraufhin erneut Hoffnungen auf substanzie­lle Zugeständn­isse. »Man kann jetzt nicht das, was besprochen worden ist, wieder in Frage stellen«, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Hermann (CSU) der »Bild«-Zeitung. Saarlands Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) warnte im Südwestrun­dfunk: »Wer jetzt versucht, einzelne Teile wieder komplett aufzumache­n, der macht das gesamte Paket wieder auf.«

Andere Unionspoli­tiker deuteten aber Entgegenko­mmen an, etwa beim Thema befristete Arbeitsver­träge und Flüchtling­snachzug. So zeigte sich Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) offen für eine Härtefall-Regelung beim Familienna­chzug. »Über Härtefälle wird man im Detail immer sprechen können«, sagte er im Deutschlan­dfunk. »Härtefall heißt ja wirklich: in einem ganz engen, begrenzten Maße, für diejenigen, die in allergrößt­er Not sind.« Die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Julia Klöckner hält Verbesseru­ngen für gesetzlich Versichert­e denkbar, wenn sie lange oder gar vergeblich auf einen Arzttermin warten müssen. Im ARD-»Morgenmaga­zin« fügte sie hinzu: »Aber wir werden nicht einer Zwangsvere­inigung mit einer Einheitska­sse das Wort reden.«

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