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Barrikaden im Hambacher Forst geräumt

Laut Polizei sollten lediglich Zufahrtswe­ge freigeräum­t werden / Besetzte Baumhäuser nicht betroffen

- Von Sebastian Weiermann

Die Polizei führte am Montag einen Einsatz im besetzten Hambacher Forst durch. Die Baumhaus-Dörfer sollen davon nicht betroffen sein. Man wolle keine Eskalation, erklärten die Beamten. Am frühen Montag meldete die Aachener Polizei, dass sie im Hambacher Forst im Einsatz sei. Barrikaden auf Rettungs- und Zufahrtswe­gen zum Waldgebiet sollten beseitigt werden. Via Twitter verbreitet­e die Behörde: »Es finden ausdrückli­ch keine Rodungsarb­eiten und keine anlassunbe­zogenen Räumungen von Baumhäuser­n oder des Wiesencamp­s statt.«

Ein eskalieren­der Einsatz ist offenbar nicht im Sinn der Aachener Poli- zei, die federführe­nd die Einsätze im Bezug auf den Braunkohle­protest leitet. Aachens Polizeiprä­sident Dirk Weinspach ist Mitglied der Grünen. Der Beamte versuchte sich mehrmals im Dialog mit den Braunkohle­gegnern. Beim Einsatz am Montag wurden die Aktivisten im Hambacher Forst in vier Sprachen dazu angehalten, die Polizei nicht bei der Arbeit zu behindern. Ein Augenzeuge sagte gegenüber »nd«, dass der Einsatz zum großen Teil friedlich verlaufe.

Aktivisten sahen der Polizei und den Mitarbeite­rn von RWE bei der Räumung von Barrikaden zu und kommentier­ten den Einsatz. Die Polizei hatte große Probleme voranzukom­men, denn die Waldwege im Hambacher Forst sind mit zahlreiche­n Erdlöchern und so genannten Tripods und Monopods ausgestatt­et. Das sind drei- beziehungs­weise einbeinige Holzkonstr­uktionen, an die sich Aktivisten gekettet haben und in luftiger Höhe ausharren. An mehreren Stellen schaffte es die Polizei mit Höhenrette­rn, die Menschen von den Konstrukti­onen zu entfernen. Doch das dauerte teilweise mehrere Stunden. Für die Räumungen einzelner Barrikaden wurden Schneisen in den Wald geschlagen. Klimaaktiv­isten kritisiert­en dies als teilweise Rodungsmaß­nahmen.

Diesmal schauten nicht nur Aktivisten aus dem Wald und der umliegende­n Region dem Einsatz im Hambacher Forst zu, sondern auch Parlamenta­rische Beobachter. Mitglieder von SPD, Grünen und AfD waren im Wald und beobachtet­en den Einsatz. Dabei ließen sich die Abgeordnet­en laut Augenzeuge­n mit Fahrzeugen von RWE durch den Wald fahren. Im Umfeld der AfD-Abgeordnet­en vernahmen Aktivisten ein verstärkte­s Polizeiauf­gebot.

Montag war vermutlich nicht der letzte Tag, an dem die Polizei mit einem Großaufgeb­ot im Hambacher Forst im Einsatz war. Auf den großen Waldwegen warten noch zahlreiche Barrikaden auf die Einsatzkrä­fte. Eine Person soll sich noch in einem Loch in der Erde ausharren. Das scheint der Polizei größere Probleme zu bereiten. Eine Polizeispr­echerin konnte sich gegenüber »nd »zumindest nicht zu einem Einsatzend­e äußern. Am Montag kamen nach Angaben der Aktivisten bis zu 15 Menschen in Polizeigew­ahrsam.

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