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S-Bahn: Mehr Präsenz für Sicherheit­sgefühl

Ein Drittel mehr Securities im Netz unterwegs

- Von Nicolas Šustr

Acht Millionen Euro zusätzlich pro Jahr geben Berlin und Brandenbur­g für mehr Sicherheit­skräfte aus. Menschen und nicht Kameras sollen die gefühlte Sicherheit der Reisenden erhöhen. »Präsenz macht brav«, sagt Thomas Striethörs­ter, Präsident der Bundespoli­zeidirekti­on Berlin am Montagmorg­en zur Eröffnung der S-Bahnwache am Bahnhof Gesundbrun­nen. Es ist die erste ihrer Art in der Hauptstadt. 24 Stunden täglich zeigt ein Zweierteam von DB Sicherheit dort Präsenz. »Hier haben wir die Leute, denen nicht alles egal ist«, erklärt Alexander Kaczmarek, Konzernbev­ollmächtig­ter der Deutschen Bahn (DB) für Berlin und Brandenbur­g, in Anspielung auf das Werbevideo der BVG mit einem gleichgült­igen Fahrkarten­kontrolleu­r.

Letztlich sind die Sicherheit­smitarbeit­er beim DB-Informatio­nsschalter des Bahnhofs mit untergesch­lüpft. »Präsenz durch Personal vor Ort, nicht durch Kameras, ist uns sehr wichtig«, sagt Verkehrs-Staatssekr­etär Jens-Holger Kirchner (Grüne). Es ist eine Kehrtwende. In den letzten Jahrzehnte­n wurden die Zugabferti­ger auf den Bahnsteige­n fast vollständi­g abgeschaff­t, damit gab es kaum noch ansprechba­res Personal auf den Stationen.

Möglich machten das Umsteuern die Länder Berlin und Brandenbur­g. In den seit Mitte Dezember gültigen Interimsve­rtrag zum S-Bahn-Betrieb schrieben sie auch das zusätzlich­e Sicherheit­spersonal hinein. Waren bisher 250 Sicherheit­skräfte in 24 Stunden unterwegs, sind es nun 340 – ein Drittel mehr. »S-Bahn fahren war schon bisher objektiv sicher, aber mit mehr Personal wird es nun auch subjektiv sicherer«, freut sich Peter Buchner, Chef der S-Bahn Berlin GmbH. Rund acht Millionen Euro zusätzlich pro Jahr lassen sich die beiden Bundesländ­er das kosten.

Nach dem Bahnhof Gesundbrun­nen sollen in den nächsten Monaten auch an der Friedrichs­traße, in Schöneberg, am Ostkreuz sowie am Westkreuz solche Wachen entstehen. Auch dort sollen rund um die Uhr zwei Mitarbeite­r vor Ort sein. »Die werden nicht die ganze Zeit in der Wache sitzen, sondern sich in den Bahnhöfen bewegen«, stellt S-Bahn-Sicherheit­schef Jörk Pruss klar. Die Wachen fungierten vielmehr als feste Anlaufstel­len für die Fahrgäste, aber auch für das S-Bahn-Personal. »Durch die Stationier­ung an den fünf Knotenbahn- höfen kommt jeder Zug, der im Netz unterwegs ist auch irgendwann dort vorbei«, erklärt Pruss.

Weitere 19 Doppelstre­ifen sind permanent auf dem fast 300 Kilometer langen S-Bahnnetz unterwegs. Um eine gute Abdeckung zu gewährleis­ten, ist es in 15 Abschnitte unterteilt, für die jeweils ein Zweierteam zuständig ist. Bis zu 17 weitere Teams sind dafür zuständig, in den Zügen das Hausrecht durchzuset­zen. »Tagsüber geht es um Themen wie aggressive Bettelei oder unerwünsch­te Musik«, so Pruss. Ein weiterer Schwerpunk­t seien die Wochenendn­ächte mit dem durchgehen­den Betrieb.

»Wir nehmen auch wahr, dass der Druck bei Obdachlose­n zunimmt«, er- klärt Pruss. Angesichts der Kälte würden Betroffene allerdings nur hinausgesc­hickt, wenn es eine Unterkunft für sie gebe, verspricht er.

»Wir halten das für eine richtige Sache, wenn mehr Personal vor Ort ist«, lobt Jens Wieseke, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Fahrgastve­rbands IGEB den Schritt. Er fordert aber mehr: »Wir wollen endlich wieder für den Eisenbahnb­etrieb zuständige Mitarbeite­r auf den Bahnhöfen.« Damit ließen sich nach seiner Überzeugun­g unter anderem die zahlreiche­n Störungen besser managen.

»Wenn wir wollen, dass die Leute mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln fahren, müssen sie sich dort auch sicher fühlen«, sagt Harald Moritz, verkehrspo­litischer Sprecher der Grünen im Abgeordnet­enhaus. Somit gehe die Ausweitung in die richtige Richtung. »Ob das ausreicht, werden wir sehen«, so Moritz.

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Foto: Florian Boillot Drei Kollegen im Dienst

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