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Comeback für Leipzigs »Astoria«

Seit 1996 verfällt das einstige Luxus-Hotel am Hauptbahnh­of – jetzt scheint Rettung in Sicht

- Von Sabine Fuchs, Leipzig

Leipzigs »Astoria« war 1915 als damals modernster Bau der deutschen Hotellerie mit viel Pomp eröffnet worden. Eine Berliner Firma will das Haus nun zu neuem Glanz führen. Wie genau ist aber noch offen. Seit mehr als zwei Jahrzehnte­n fristet das einstige Luxushotel »Astoria« in Leipzig ein jämmerlich­es Dasein. Das imposante Bauwerk direkt neben dem Hauptbahnh­of wurde 1996 geschlosse­n. Seitdem war es dem Verfall preisgegeb­en. Mehrmals wechselte der Besitzer, an die Sanierung des einst legendären Grandhotel­s wagte sich niemand. Doch nun scheint Rettung in Sicht. Die Berliner Firma Intown Property Management hat das »Astoria« erworben und will es zu neuem Glanz führen, wie eine Unternehme­nssprecher­in sagte. Ein Bauantrag ist nach Angaben der Stadtverwa­ltung bereits bei den Behörden eingegange­n und wird nun geprüft.

Projektdet­ails, etwa Kosten und Planungen zu dem unter Denkmalsch­utz stehenden Bau, wollen beide Seiten noch nicht nennen. Dies soll eines Tages auf einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz geschehen.

Das »Astoria« war 1915 mit mehr als 300 Zimmern als damals modernster und luxuriöses­ter Bau der deutschen Hotellerie mit viel Pomp eröffnet worden. Nach Plänen von William Lossow (1854 bis 1914), der auch geistiger Vater der Hauptbahnh­öfe in Leipzig und Frankfurt am Main war, entstand es in einer Bauzeit von nur zwei Jahren. Stars wie Adele Sandrock, Enrico Caruso oder Hans Albers logierten dort. Zu Frühjahrs- und Herbstmess­en stiegen in DDR-Zeiten auch Walter Ulbricht und Alexander Schalck-Golodkowsk­i im »Astoria« ab. Auch Louis Armstrong, Johannes Heesters oder Herbert von Karajan waren dort zu Gast.

Man sei sehr angetan von dem Projekt, sagt Volker Bremer, Geschäftsf­ührer der Leipziger Tourismus und Marketing GmbH (LTM). Das Hotel gehöre schließlic­h zu den ältesten Grandhotel­s in Deutschlan­d. Seine Wiedereröf­fnung könnte eine Bereicheru­ng für Leipzig als Kultur- und Messestadt sein. In Leipzig ist den zurücklieg­enden Jahren eine Reihe von Hotels eröffnet wor- den. Doch Bremer sieht noch Luft nach oben. Derzeit gebe es 130 Beherbergu­ngsstätten mit 16 675 Betten. »Eine Stadt wie Leipzig kann durchaus 20 000 Betten verkraften«, sagt Bremer. Er verweist auf stetig steigende Tourismusz­ahlen in der Stadt. Die genaue Statistik für das Jahr 2017 werde zwar erst im Februar vorliegen. Doch Hochrechnu­ngen sähen die Marke von drei Millionen Übernachtu­ngen schon übertroffe­n.

»Wir werden oft gefragt, was eigentlich aus dem Haus wird«, sagt der Sprecher von LTM, Andreas Schmidt. Viele Gäste der Stadt würden es noch aus früheren Zeiten kennen. Ihnen blute das Herz, wenn sie es in seinem jetzigen Zustand sähen. Ähnlich erging es zwei jungen Gastronome­n, die sich über den Schandflec­k mitten in der Stadt ärgerten und vor etwa zwei Jahren eine Initiative zur Wiederbele­bung des »Astoria« gründeten. Damals war es eine Vision. »Wenn sie nun Wirklichke­it wird, haben wir unser Ziel erreicht«, sagt Johannes Fix, einer der Mitbegründ­er.

Die Mission der Initiative sieht Fix noch nicht ganz erfüllt. »Wir wollen in engen Kontakt mit den Betreibern treten und möglicherw­eise ein kleines Museum oder eine Ausstellun­g zur Geschichte in dem traditions­reichen Haus einrichten«, sagt er.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt Auch Louis Armstrong, Johannes Heesters oder Herbert von Karajan waren im »Astoria« zu Gast.

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