nd.DerTag

Gefühlte Bürger zweiter Klasse

Umfrage: Die meisten Sachsen sehen die Ostdeutsch­en nicht wirklich vom Westen und der Politik anerkannt

-

Dresden. Zwei von drei Sachsen sehen die Ostdeutsch­en auch Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch im Nachteil. Sie stimmten der Aussage »Die Ostdeutsch­en sind in Deutschlan­d auch heute noch Bürger zweiter Klasse« zu, wie die »Sächsische Zeitung« berichtet. Unter den Wählern der AfD seien es sogar 84 Prozent. Im Auftrag der Zeitung habe das Meinungsfo­rschungsin­stitut IM Field in einer re- präsentati­ven Umfrage 1000 Sachsen befragt, hieß es.

Die These von den Ostdeutsch­en als Bürger zweiter Klasse wird demnach quer durch alle Bildungssc­hichten mehrheitli­ch unterstütz­t. Allerdings sind Sachsen mit Hochschulo­der Fachhochsc­hulbildung in der Bewertung mit etwa 60 Prozent zurückhalt­ender als Bürger mit mittlerer oder niedriger Bildung, die mit je- weils über 70 Prozent zustimmen. Der Soziologe Professor Gert Pickel von der Universitä­t Leipzig sieht in den Ergebnisse­n ein ausgeprägt­es Anerkennun­gsdefizit, wie die Zeitung schreibt. Dieses habe weniger mit DDR-Nostalgie zu tun und werde längst nicht nur von den 20 Prozent empfunden, die sich als Verlierer der deutschen Einheit bezeichnen. Bis heute fühlten sich die Sachsen und die Bürger der anderen ostdeutsch­en Länder vom Westen und von der Politik nicht wirklich anerkannt, sondern immer wieder zurückgese­tzt. Dies treffe auch auf die fehlende Anerkennun­g der Lebensleis­tung in Beruf und Arbeit zu. Dabei handele es sich weniger um ein persönlich­es als um ein auf das Kollektiv der Ostdeutsch­en bezogenes Problem, erklärte der Forscher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany