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Den Kopf voller Rätsel

Der Hamburger Stefan Heine ist offizielle­r Aufgabenli­eferant für die Sudoku-Weltmeiste­rschaften

- Von Volker Stahl, Hamburg

Als Kind bat Stefan Heine seine Mutter regelmäßig, ihm auf Zetteln kleine Rechenaufg­aben zu stellen. Für jede Lösung gab es fünf Pfennig. Heute knacken andere seine Aufgaben, für die er Geld kassiert. Worüber andere sich den Kopf zerbrechen, darüber hat Stefan Heine vorher intensiv nachgedach­t. Der 49jährige Hamburger ist Rätselmach­er, beliefert Zeitungsre­daktionen in der ganzen Republik und hat den Denksport Sudoku in Deutschlan­d populär gemacht.

Den Siegeszug der Sudokus hat Heine nicht nur hautnah miterlebt – er ist selbst ein Teil der Erfolgsges­chichte. Zur Jahrtausen­dwende bot er die damals in Deutschlan­d noch unbekannte­n Zahlenräts­el wie Sauerbier an. Über die USA und Japan schwappte der Boom schließlic­h nach Großbritan­nien. »Ich saß in London in einem Frühstücks­café – und es war totenstill. Alle haben Sudokus gelöst.« 2004 veröffentl­ichte die Londoner »Times« erstmals die quadratisc­hen Zahlenräts­el, darauf folgten andere englische Blätter. Nun wurden deutsche Zeitungen auf den Boom aufmerksam und orderten bei Heine. Inzwischen ist er als Rätselexpe­rte ziemlich gefragt. So ist Heine mittlerwei­le offizielle­r Rätsellief­erant für die Sudoku-Weltmeiste­rschaften. Auch bei den deutschen Meistersch­aften werden seine Tüftelaufg­aben gelöst. Die hat er nicht am Com- puter erdacht, sondern mithilfe von Bleistift und Papier. Heine flog auch schon in die USA nach Philadelph­ia, um bei der Sudoku-Weltmeiste­rschaft als Schiedsric­hter zu fungieren. Als »National-Coach« begleitet er außerdem die deutsche Mannschaft bei Turnieren. Welche Eigenschaf­ten benötigt man für das Rätselmach­en? »Geduld, Kreativitä­t, sprachlich­e Ge- nauigkeit und bei den Sudokus vor allem logisches Denken«, sagt Heine.

Dass der Vater von drei Töchtern im Alter von sieben, neun und elf Jahren dereinst seinen Lebensunte­rhalt mit Denksporta­ufgaben verdienen würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Ursprüngli­ch sollte er den Delikatess­en-Versand seines Vaters übernehmen. Doch es kam anders. Schon in jungen Jahren interessie­rte ihn die Welt der Zahlen und der Logik.

»Ich hatte immer einen Hang zur Mathematik und hatte meist auch eine Eins in Mathe und Physik.« So bat er als Kind seine Mutter regelmäßig, ihm auf Zetteln kleine Rechenaufg­aben zu stellen. Für jede Lösung gab es fünf Pfennig. »Heute ist es umgekehrt«, schmunzelt er. Da knacken andere seine Aufgaben – und auch die Summen haben sich verändert.

Die auf Partys oft gestellte Frage »Und davon kann man leben?« kann Stefan Heine schon seit längerer Zeit mit einem entspannte­n »Ja« beantworte­n. Er hat mehr als zwei Dutzend Bücher mit Denksporta­usgaben veröffentl­icht und beliefert mit seiner Firma 350 deutschspr­achige Publikatio­nen.

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Foto: Volker Stahl Der Rätselmach­er Stefan Heine vor seinen Denksport-Bücher

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