nd.DerTag

Keine Wahlzombie­s

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Mit

einer Forderung nach aktiv gelebter Demokratie und internatio­naler Solidaritä­t hat der im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar am Sonntag die Hamburger Lessingtag­e eröffnet. »Die Grenze verläuft heute nicht zwischen Türken und Deutschen«, sagte Dündar unter viel Beifall vor etwa 1000 Zuhörern im Thalia Theater, »sondern zwischen Türken und Deutschen, die die Demokratie unterstütz­en und denen, die den Faschismus unterstütz­en«. In einer Welt voller Diktatoren, Extremiste­n und anderer Verwerfung­en reiche es nicht, alle vier Jahre zur Wahl zu gehen und die Dinge national zu sehen. Vielmehr müssten sich die Bürger im Alltag informiere­n und einmischen können – und das dann auch tun, nicht zuletzt mittels unabhängig­er Medien, sagte Dündar in Anwesenhei­t von Hamburgs Kultursena­tor Carsten Brosda (SPD). Dündar lebt seit dem Sommer 2016 im Exil in Deutschlan­d. In Hamburg geißelte der Journalist die politische­n Traditione­n seiner Heimat. »In der Türkei hat sich die Demokratie nie wirklich einrichten können. Sie war immer eine Utopie für uns«, sagte er. In entscheide­nden Momenten sei es immer zu einem Militärput­sch gekommen. »Die Panzer sind durch unser ganzes Leben gerollt«, sagte Dündar.

Die neunte Ausgabe des Theaterfes­tivals bietet bis zum 4. Februar unter dem Motto »Demokratie und ihre aktuelle Gefährdung« Gastspiele aus Frankreich, Griechenla­nd, Ungarn, Polen, Österreich und Berlin sowie Eigenprodu­ktionen. Unter anderem nehmen Nina Hoss und Joachim Meyerhoff teil.

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