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Sündenbock Bausenator­in

Stadtentwi­cklungssen­atorin zeigt wenig Verständni­s für Kritik durch SPD-Fraktion

- Von Nicolas Šustr

Die Berliner SPD will die Schuld am Wohnungsma­ngel bei der LINKEPolit­ikerin Katrin Lompscher abladen. Die zeigt sich deutlich irritiert.

Bei den Koalitions­partnern ist die von der SPD-Fraktion verabschie­dete Resolution zum Wohnungsba­u auf wenig Gegenliebe gestoßen. Auch die zuständige Senatorin ist deutlich verstimmt.

Das bei ihrer Hamburger Klausur verabschie­dete Wohnungsba­upapier der SPD-Fraktion sorgt für nachhaltig­e Verstimmun­g bei den Koalitions­partnern. Nun meldet sich auch Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) zu Wort.

»Die Umdeutung einer notwendige­n Koordinati­on beim Wohnungsne­ubau in eine Machtprobe irritiert mich«, sagt Lompscher. »Es ist tatsächlic­h genau das Problem, dass eine strukturie­rte Konfliktlö­sung bisher fehlt.« So eine Wohnungsba­ukoordinat­ion sei von ihr bereits erarbeitet worden, durchaus im Einvernehm­en mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD), wie sie betont. Allerdings etwas anders, als es sich im SPD-Papier liest. Demnach soll eine entspreche­nde Stelle dauerhaft in der Senatskanz­lei angesiedel­t werden.

Der Entwurf der Stadtentwi­cklungsver­waltung sieht ein dreistufig­es Verfahren vor. Bei Verwaltung­skonflikte­n, die Wohnungsba­u verhindern, soll zunächst versucht werden, diese Konflikte zwischen Bezirk und Senatsverw­altung zu klären. Führt dies nicht zum Erfolg, sollen die Staatssekr­etäre der betroffene­n Senatsverw­altungen versuchen, eine Lösung herbeizufü­hren. Fruchtet auch dies nicht, setzen sich auf Einladung der Stadtentwi­cklungssen­atorin die weiteren involviert­en Senatsmitg­lieder unter Vorsitz des Regierende­n Bürgermeis­ters zusammen, um eine Lösung herbeizufü­hren.

Auch das »Bezirksbas­hing«, das in dem Fraktionsp­apier betrieben werde, hält Lompscher nicht für sinnvoll. »Bündnisse mit den Bezirken sind besser geeignet, um den Wohnungsba­u voranzubri­ngen«, erklärt die Senatorin. Tatsächlic­h stehen ihrer Aus-

Katrin Lompscher (LINKE), Stadtentwi­cklungssen­atorin

kunft nach die Gespräche für die entspreche­nden Vereinbaru­ngen kurz vor dem Abschluss. »Ich bin zuversicht­lich, dass wir die Bündnisse für Wohnungsba­u noch im ersten Quartal unterzeich­nen können«, so Lompscher.

Es dürfe »keine Partizipat­ion in Endlosschl­eife geben«, heißt es im SPD-Fraktionsp­apier, das die Bürgerbete­iligung eher kritisch würdigt. »Es hilft uns allen nicht, wenn man Partizipat­ion diffamiert«, hält Lompscher entgegen. Diese schaffe Akzeptanz und ermögliche manches Projekt erst. Als Beispiel nennt sie das Verfahren für ergänzende Wohnbebauu­ng der Weddinger Wiesenburg durch die landeseige­ne degewo.

»Es stimmt bis auf wenige Einzelfäll­e einfach nicht, dass Bürgerbete­iligung die Projekte massiv verzögert«, sagt auch Rouzbeh Taheri, Sprecher des Mietenvolk­sentscheid­s. Er hält es auch für einen Widerspruc­h, »wenn die SPD einerseits mehr bezahlbare­n Wohnraum fordert, sich aber beschwert, wenn private Investoren nicht berücksich­tigt werden«. Nachweisli­ch bauten Private fast ausschließ­lich im gehobenen Sektor.

»Mit der Resolution tritt SPDFraktio­nschef Raed Saleh nicht nur der Senatorin, sondern auch den zuständige­n Fachpoliti­kern der Koalition und damit auch der eigenen Partei auf die Füße«, sagt Katalin Gennburg, stadtentwi­cklungspol­itische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus. »Ich habe bisher nicht mitbekomme­n, dass Saleh sich an inhaltlich­en Debatten zum Thema beteiligt hat«, so Gennburg.

Bei der kommende Woche anstehende­n Senatsklau­sur werden sich die Mitglieder sicher einiges zu sagen haben.

»Die Umdeutung einer notwendige­n Koordinati­on beim Wohnungsne­ubau in eine Machtprobe irritiert mich.«

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Foto: dpa/Jörg Carsten
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Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka Katrin Lompscher sei zu selten auf Baustellen zu sehen, findet die SPD-Fraktion.

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