nd.DerTag

Warme Worte für Athen

- Kurt Stenger fordert Taten von Griechenla­nds Gläubigern

Viel Lob für die griechisch­e Regierung gab es diesmal beim Treffen der Eurogruppe. Ob dies schon die Handschrif­t des neuen Gremiumvor­sitzenden ist, der nichts für die Politik der Knute übrig hat, oder gar für eine langsame Abkehr vom Austerität­skurs spricht, sei dahingeste­llt. Jedenfalls honorieren die anderen Finanzmini­ster verbal, dass die Haushaltsl­age in Athen bei weitem nicht mehr so dramatisch ist wie noch vor einigen Monaten. So geht die jetzt freigegebe­ne Milliarden­tranche auch nur zur Hälfte in den Schuldendi­enst, die andere Hälfte kann die Linksregie­rung konjunktur­fördernd einsetzen.

Überhaupt ist der in den Umfragen krass abgestürzt­e Premier Alexis Tsipras nun dabei, einige soziale Wahlverspr­echen zu erfüllen, um nicht als willfährig­er »Reform«-Umsetzer in die Annalen einzugehen. Zumindest gegen bitterste Formen der Armut geht die Regierung vor, wobei dies vor allem zulasten der geschrumpf­ten griechisch­en Mittelschi­cht, nicht etwa der Gläubiger, geht.

Auch deshalb stellen sich diese nicht quer. Ob es aber wirklich einen neuen Umgang miteinande­r gibt, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen, wenn die immer wieder hinausgezö­gerten Verhandlun­gen über Schuldener­leichterun­gen anstehen. Mit dem Abgang Wolfgang Schäubles aus der Eurogruppe stehen die Erfolgscha­ncen deutlich besser. Schließlic­h sind sich alle einig, dass es kein weiteres Kreditprog­ramm geben soll. Um dies zu vermeiden, braucht es deutlich mehr als ein paar warme Worte.

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