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Kühler Empfang für Trumps Emissär

Die US-Verbündete­n in Amman und Kairo sparen nicht mit Kritik

- O. Eberhardt

US-Vizepräsid­ent Pence ist in Jordanien und Ägypten kühl empfangen worden. Mit der Kritik an der Jerusalem-Entscheidu­ng von Präsident Trump sieht man sieht die USA derzeit nicht als Partner.

Vor der US-Botschaft in Amman waren Dutzende Demonstran­ten aufgezogen; dass es nicht mehr waren, lag vor allen dann, dass die Polizei das Gebiet bereits am Morgen weiträumig abgesperrt hatte. In der Residenz des jordanisch­en Königs Abdullah II. war die Atmosphäre indes eisig, als US-Vizepräsid­ent Mike Pence mit seinem Gefolge in das Gebäude schritt. Man lächelte gezwungen in die Kameras der überwiegen­d USamerikan­ischen Medien und begab sich dann alsbald hinter verschloss­ene Türen.

»Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind«, sagte Pence dann bei einer Pressekonf­erenz im Anschluss, und fügte hinzu, »unter Freunden« komme das eben vor, bevor er dann die Position des Weißen Hauses un- ter Donald Trump wiederholt­e: Die Palästinen­ser müssten an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en; die Zeit dafür sei reif.

In ähnlicher Weise hatte sich Pence schon am Samstag bei seinem Besuch in der ägyptische­n Hauptstadt Kairo geäußert, wo er ähnlich kühl empfangen wurde: Beide Regierunge­n sind massiv verärgert darüber, dass Trump Anfang Dezember ohne Vorwarnung Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat; dass Pence vor seiner Abreise nachlegte, und ankündigte, die US-Botschaft werde »bis Ende 2019« von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt, hat den Ärger weiter angefacht.

»Ich habe Washington im Laufe der vergangene­n Monate immer wieder ausdrückli­ch vor einer Entscheidu­ng in Bezug auf Jerusalem gewarnt, die nicht Teil einer umfassende­n Einigung im israelisch-palästinen­sischen Konflikt ist,« sagte Abdullah II., sonst ein Mann der diplomatis­chen Töne, an Pence gewandt: »Ich glaube Ihnen gerne, dass das Ziel Ihres Besuches ist, Vertrauen aufzubauen. Aber wir haben jetzt eine riesige Herausford­erung zu meistern, während die Frustratio­n ständig steigt.«

Das Büro von Ägyptens Präsident Abdelfatta­h al-Sisi ließ indes durchsicke­rn, es sei im Verlauf des zweieinhal­bstündigen Gesprächs am Samstag hoch hergegange­n. Nach außen sichtbar wurden die Verwerfung­en vor allem dadurch, dass Sisi nicht, wie vom Weißen Haus erwartet, die Freilassun­g von Häftlingen mit US-amerikanis­cher Staatsbürg­erschaft anordnete, die während der Machtübern­ahme Sisis im Sommer 2013 inhaftiert worden waren.

Denn die Jerusalem-Entscheidu­ng stellt sowohl Ägypten als auch Jordanien vor große Herausford­erungen: Auf der Sinai-Halbinsel führt das Militär seit Jahren einen Krieg gegen Gruppen, die sich dem Islamische­n Staat zurechnen, und denen die ägyptische Regierung teils auch enge Verbindung­en zur Hamas im Gazastreif­en nachsagt. Im Kernland haben konservati­v-religiöse Kräfte nach wie vor große Unterstütz­ung. In Jordanien sind gut 70 Prozent der Bevölkerun­g palästinen­sischer Herkunft. Die Massendemo­nstratione­n nach der Bekanntgab­e der Jerusalem-Entscheidu­ng der US-Administra­tion sah man in beiden Hauptstädt­en als Warnung vor einer Bedrohung, die man beiderorts als sehr hoch einstuft.

»Mein Eindruck ist, dass unsere Bedürfniss­e und Wünsche in Washington nicht ernst genommen werden,« sagt der jordanisch­e Regierungs­chef Hani al-Mulki: »Das hat bei uns zu dazu geführt, dass wir auf Distanz gegangen sind.« Doch gleichzeit­ig macht er eben auch deutlich: Den offenen Bruch mit Washington will man nicht; man kann ihn sich nicht leisten, und auch in Ägypten kritisiert man zwar, vermeidet aber eine tiefere Konfrontat­ion. Denn beide Länder sind von amerikanis­chen Militärhil­fen abhängig; in Jordanien sind die dort stationier­ten US-Truppen zudem auch ein wirtschaft­lich bedeutsame­r Faktor.

»Wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind.« US-Vizepräsid­ent Mike Pence in Amman

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