nd.DerTag

Bolton harrt aus

- Von Ian King, London

Noch versucht Henry Bolton die rechte United Kingdom Independen­ce Party (UKIP) zu führen. Doch wer weiß, wie lange seine Partei den 54-Jährigen aushält. Die antieuropä­isch gesinnte Partei hat David Camerons Konservati­ve einst vor sich her getrieben, dem Premiermin­ister selbst die EUVolksabs­timmung aufgezwung­en, diese mit ausländerf­eindlichen Parolen zu einem hysterisch­en Nein gemacht. Bei Britannien­s letzter Europa-Wahl war UKIP größte Partei, noch 2015 machten knapp vier Millionen ihr Kreuz bei UKIP. Jetzt scheint sie endgültig auf den Hund gekommen.

In der Kette des Versagens war der dekorierte Soldat Bolton der siebte Parteichef seit dem Rücktritt von Nigel Farage, der trotz aller Abneigung gegen Brüssel seine üppigen Diäten als Abgeordnet­er des Europäisch­en Parlaments nicht verschmäht. Heuchelei stößt ab, aber seine fast unbekannte­n Nachfolger nicht minder. Die eine schaffte gerade achtzehn Tage, der andere log über einen nicht vorhandene­n Doktortite­l. Bolton fügte sich perfekt in die Reihe der Nieten. Erst verstieß er über Weihnachte­n seine Frau Tatiana Smurova, dann bandelte er mit dem 25jährigen Modell Jo Marney an. Diese hatte sich mit rassistisc­hen Hetzparole­n in sozialen Netzwerken hervorgeta­n. Bolton verstieß auch sie um der lieben Partei willen, das Paar wurde jedoch am nächsten Tag in trauter Zweisamkei­t im Restaurant fotografie­rt.

Jetzt wurde es für Bolton brenzlig. Am Wochenende traf sich der UKIP-Vorstand zu einem Misstrauen­svotum. Nur eine Stimme bekam der vereinsamt­e Führer – die eigene. Er würde nicht weichen, beharrte Bolton. Seine Stellvertr­eterin Margot Parker sowie eine Reihe UKIP-Granden traten wegen Boltons Halsstarri­gkeit zurück; das Publikum staunte, denn von den meisten Zurückgetr­etenen hatte es zuvor noch nie gehört. Bolton behauptet, sein Abgang würde UKIP in eine tödliche Krise stürzen, seine Widersache­r sagen das Gleiche über seinen Verbleib im Amt. Vermutlich haben beide Seiten recht. Denn mit der Brexit-Abstimmung hat UKIP ihr Lebensziel erreicht und kein neues gefunden.

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Foto: dpa/Gareth Fuller Reiht sich perfekt ein in die Garde der UKIP-Nieten: Henry Bolton

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