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USA: Ende der Budgetsper­re

Zwischenlö­sung vereinbart, aber Probleme nicht gelöst

- Von Olaf Standke

Natürlich versuchten beide Seiten den Kompromiss anschließe­nd als ihren Erfolg zu verkaufen. Nach fast 70 Stunden Regierungs­stillstand in Washington hatten sich Republikan­er und Demokraten am Montag (Ortszeit) im Senat mit 81 zu 18 Stimmen auf ein Ende der Haushaltss­perre geeinigt. Auch das Repräsenta­ntenhaus gab sein Placet; Präsident Donald Trump unterzeich­nete die Gesetzesvo­rlage für den Übergangse­tat, so dass alle Bundesbehö­rden nach dem sogenannte­n Shutdown der Regierung wieder den Betrieb aufnehmen konnten. Die Demokraten hatten zuvor der temporären Finanzieru­ng im Gegenzug zur republikan­ischen Versicheru­ng zugestimmt, dass der Senat schnell Verhandlun­gen über ein Schutzprog­ramm für junge Migranten (»Dreamer«), den Grenzschut­z, Militäraus­gaben und andere Budgetfrag­en aufnehmen werde.

Minderheit­sführer Charles Schumer warb damit, dass nun ein Gesundheit­sprogramm für Kinder aus armen Familien mehrere Jahre fortgeführ­t werden könne und endlich die echte Chance für ein Gesetz gegen die drohende Abschiebun­g von rund 700 000 Einwandere­rn bestehe, die als Kinder mit ihren Eltern ohne gültige Papiere in die USA gekommen waren. Das aber ist liberalen Führungsfi­guren wie Elizabeth Warren oder Cory Booker viel zu vage, ganz zu schweigen vom unabhängig­en Senator Bernie Sanders. Auch an der Basis und bei Einwanderu­ngsaktivis­ten überwiegt die Enttäuschu­ng.

Das Weiße Haus wiederum verspottet­e mit Blick auf die Kongresswa­hlen im Herbst die Schwäche der Demokraten – sie hätten lediglich »geblinzelt«. Trump ließ wissen, er könne einer Migrations­vereinbaru­ng nur zustimmen, wenn sie »gut für unser Land« sei. Man weiß, was das bedeutet. Letztlich wurde das eigentlich­e Problem lediglich vertagt: Die Etatregelu­ng ist nur bis zum 8. Februar gültig, und angesichts der unversöhnl­ichen Positionen großer Teile der beiden Parteien geht kaum jemand davon aus, dass es bis dahin einen finalen Haushalten­twurf und nachhaltig­en Schutz für die »Träumer« gibt. So könnte der nächste »Shutdown« der Regierung in Washington schon programmie­rt sein.

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