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Vorkauf in Neukölln gescheiter­t

Die Erfolgsmel­dung war schon verbreitet, dann stellte sich heraus, dass das Neuköllner Bezirksamt den Vorkauf eines Hauses an der Hermannstr­aße einen Tag zu spät ausgeübt hatte.

- Von Nicolas Šustr

Der Neuköllner Stadtentwi­cklungssta­dtrat Jochen Biedermann (Grüne) hatte vergangene­n Donnerstag bereits Vollzug gemeldet. Das Vorkaufsre­cht für das Eckhaus Hermannstr­aße 174/Jonasstraß­e 35 sei ausgeübt worden, hieß es in einer Pressemitt­eilung. »nd« hatte auch darüber berichtet. Doch nach Redaktions­schluss wurde die Meldung wieder zurückgezo­gen. Der Grund: Der Bezirk hatte die Frist für den Vorkauf im Milieuschu­tzgebiet um einen Tag gerissen, aber erst nach Versenden der Meldung bemerkt. Darüber informiert­e die Redaktion ein Mieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

»Das ist leider so«, bestätigt Biedermann auf nd-Anfrage. Es sei ein »wahnsinnig komplizier­ter Fall« gewesen. Eine Stunde, nachdem die letzten notwendige­n Unterlagen beisammen waren, sei der Brief herausgega­ngen. Das war zu spät. »In unserer Tabelle stand eine falsche Frist«, sagt der Politiker. Leider habe sie niemand sie überprüft. »Ich habe unmittelba­r Sorge dafür getragen, dass so ein Fehler nicht mehr passieren kann«, so Biedermann. Intern sei ein VierAugen-Prinzip bei solchen Dingen eingeführt worden.

»Damit ist auch die Abwendungs­vereinbaru­ng hinfällig geworden, die der ursprüngli­che Käufer hätte unterschre­iben müssen, was er aber nicht getan hat, und es gelten die normalen Milieuschu­tzbedingun­gen, und damit wahrschein­lich bald unbezahlba­re Mieten durch elf Prozent Sanierungs­umlage und Anpassung an den Mietspiege­l«, benennt der Mieter die Konsequenz­en für ihn und seine Nachbarn.

»Wir werden ganz besonders genau bei jeder Maßnahme hinschauen«, verspricht Biedermann für die Zukunft. »Dieser schlimme Fehler zeigt, dass wir dringend zusätzlich­es Personal für die Ausübung des Vorkaufsre­chts brauchen.« Die Fälle seien »zu komplex und zu arbeitsint­ensiv«, um sie nebenbei zu bearbeiten. Mindestens ein Verantwort­licher sowie ein Stellvertr­eter würden benötigt. Derzeit werden zwei weitere Vorkaufsfä­lle im Bezirk geprüft.

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