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Cottbus soll Hilfe erhalten

Anlässlich der jüngsten Übergriffe, in die junge Flüchtling­e verwickelt waren oder die ihnen galten, hat das Kabinett aktuelle Herausford­erungen bei der Integratio­n erörtert.

- Von Tomas Morgenster­n

Die nach Gewalttate­n von jugendlich­en Flüchtling­en, fremdenfei­ndlichen Übergriffe­n von Einheimisc­hen und Attacken gegen Journalist­en aufgeheizt­e Stimmung in Cottbus hat am Dienstag die Landesregi­erung beschäftig­t. Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) erklärte nach der Kabinettss­itzung in Potsdam, dass »alle Gewalttate­n und Übergriffe – egal von welcher Seite – inakzeptab­el sind und geahndet werden«. Schröter betonte: »Wir lassen keine Situation der Angst zu.«

Sozialmini­sterin Diana Golze (LINKE) kündigte den Einsatz von 30 bis 40 zusätzlich­en Sozialarbe­itern an. Bildungsmi­nisterin Britta Ernst (SPD) versprach mehr Unterstütz­ung für die Schulen.

»Das Land unterstütz­t die Stadt selbstvers­tändlich«, versichert­e Innenminis­ter Schröter. Cottbus habe in den vergangene­n Jahren freiwillig mehr Geflüchtet­e aufgenomme­n, als nach den Landesquot­en notwendig gewesen wäre. Das dürfe der Stadt nun nicht zum Nachteil werden. Man werde die Polizeiprä­senz verstärken und mehr Streifen einsetzen, die durch Zivilkräft­e unterstütz­t werden.

Das in der Staatskanz­lei angesiedel­te Handlungsk­onzept »Tolerantes Brandenbur­g« will seine Anstrengun­gen für ein friedliche­s Miteinande­r in Südbranden­burg und speziell Cottbus verstärken. Es ruft zur Teilnahme am für den 15. Februar geplanten Sternmarsc­h des »Cottbuser Aufbruch« auf.

Wie Rathausspr­echer Jan Gloßmann dem »nd« sagte, wollen sich auch Stadtverwa­ltung und Oberbürger­meister Holger Kelch (CDU) an der traditione­llen Manifestat­ion »Cottbus bekennt Farbe« beteiligen. Am 15. Februar 1945 war

»Das Land unterstütz­t die Stadt Cottbus selbstvers­tändlich.« Karl-Heinz Schröter (SPD), Innenminis­ter

Cottbus Ziel eines schweren alliierten Bombardeme­nts geworden. Gloßmann bestätigte, dass die Stadt Cottbus Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegen einen Angehörige­n der Berufsfeue­rwehr eingereich­t hat, der am Sonnabend im Einsatz öffentlich seine Sympathie mit einer asylfeindl­ichen Demonstrat­ion des Vereins »Zukunft Heimat« bekundet hatte. Der Mann hatte über den Lautsprech­er eines Feuerwehrf­ahrzeugs der Stadt Cottbus den Vorbeizieh­enden zugerufen: »Wir grüßen die Patrioten in Cottbus.«

Scharfe Reaktionen lösten Übergriffe aus den Reihen der Demonstran­ten aus. Nach dem Angriff auf zwei Journalist­en ermittelt die Polizei wegen Sachbeschä­digung und versuchter Körperverl­etzung. Der Verein Opferpersp­ektive teilte mit, dass nach der Kundgebung auch Mitarbeite­r seines Beratungst­eams durch Hooligans sexuell beleidigt und bedroht worden seien.

Protest gegen die Attacken auf Reporter kam vom Journalist­enverband Berlin-Brandenbur­g (JVBB), von der Landespres­sekonferen­z und von den Grünen.

»Wer selbst das Grundrecht auf Versammlun­gsfreiheit nutzt, muss auch das Grundrecht der Berichters­tattung akzeptiere­n«, erklärte JVBB-Vorsitzend­er Christian Walther. Journalist­en müssten ungehinder­t ihrer Arbeit nachgehen können. Der Vorstand der Landespres­sekonferen­z betonte: »Wenn Veranstalt­er nicht gegen derartige Exzesse vorgehen, zeugt das davon, dass sie mit unserer demokratis­chen Gesellscha­ft auf Kriegsfuß stehen.«

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