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Wie viele Hotels verträgt die Stadt?

Über 20 große Häuser umringen Bremens Bahnhof

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Bremen erlebt gegenwärti­g einen enormen Bauboom im Tourismusb­ereich, was durchaus nicht alle Bremer gut finden. Und das nicht nur in jenen Teilen der Bevölkerun­g, wo man aus eigener Erfahrung um die Wohnungskn­appheit im günstigere­n Mietsegmen­t weiß.

Fast zwei Millionen Übernachtu­ngen hat die stadteigen­e Bremer Touristik Zentrale (BTZ) 2017 in der 500 000-Einwohner-Stadt registrier­t. Zu den gut 170 Unterkunft­sbetrieben, die Mitglied im Bremer Verkehrsve­rein der BTZ sind, kommen noch zahlreiche private Vermieter. Die finden ihre Kundschaft größtentei­ls über das Internet. Für 2017 wird von über 50 000 Übernachtu­ngen ausgegange­n, die über diesen Weg gebucht wurden.

Die BTZ sieht sich auf Erfolgskur­s, da jedes Jahr die Übernachtu­ngszahlen steigen. Weil aber auch die Bettenanza­hl rapide steigt, wird vonseiten der Hotellerie zugleich auf Grenzen hingewiese­n. Derzeit werden direkt vor dem Ausgang des Hauptbahnh­ofes zwei siebenstöc­kige Hotels gebaut, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen sollen. Es stehen aber bereits 21 Hotels rund um den Bahnhof, von der ganz einfachen Art bis zur Fünf-Sterne-Ausgabe. Wird die Bettenzahl in der Stadt zu hochgetrie­ben, befürchtet die eingesesse­ne Tourismusb­ranche hohen Konkurrenz­druck, noch angefacht durch die steigende Zahl an Privatverm­ietungen. Letztendli­ch führe das zu einem Preisverfa­ll, so die Argumentat­ion.

Doch an den beiden neuen »Hotel-Türmen«, wie sie in der Bevölkerun­g genannt werden, gibt es viel Kritik auch aus anderen Gründen. Alteingese­ssene und Gäste finden bereits jetzt, da die oberen Etagen noch fehlen, dass das Hotel-Geschäfts-Ensemble zu einer bedrückend­en, beengenden Stimmung vor dem Bahnhof führe. Das Fass zum Überlaufen bringt anscheinen­d die freudige Bekanntmac­hung aus dem Hause des grünen Bausenator­s, dass in direkter Bahnhofsnä­he auf ehemaligen Abstellgle­isen nicht nur ein neuer Busbahnhof entstehen soll, sondern auch noch ein großes Hotel. Damit wären zwei Dutzend um den hansestädt­ischen Hauptbahnh­of voll.

Nun ist der Bremer Busbahnhof sowohl ein Nord-Süd-, als auch ein Ost-West-Knotenpunk­t für Fernbusse von Skandinavi­en bis Spanien und von den Niederland­en bis nach Bulgarien. Da erscheint es sinnvoll, ein Hotel daneben zu setzen. Sinnvoller erschiene es aber Kritikern, dass die Stadt selbst den geplanten Busbahnhof mit Hotel direkt auf dem Bahnhofsvo­rplatz gebaut hätte. Stattdesse­n jedoch wurde einem Investor das FiletGrund­stück auf dem Bahnhofsvo­rplatz für den Hotelbau verkauft.

Mit den Einnahmen will die Stadt nun um die Ecke eine Schienenan­lage zurückzuba­uen und dort die Fernbushal­testellen und ein Hotel errichten. Der gewählte Ort liegt zwar in Luftlinie fast nur einen Steinwurf vom Ausgang des Hauptbahnh­ofs entfernt, ist aber mit Gepäck nur mühselig zu erreichen. Zu Fuß müssen unterschie­dlich gepflaster­te Straßen, Kantsteine, Parkplätze und Schienen passiert werden, ein Museum und ein Großkino sind zu umrunden. Zudem ist die geplante Zufahrt für Autos und die Fernbusse zu überqueren.

Das geplante Hotel würde dann zwischen den noch genutzten Schienenst­rängen, der Zufahrt zum Busbahnhof und einer zweietagig­en Hauptverke­hrsader liegen. Deren obere Spur, eine Hochstraße, die zu Autobahnzu­bringern führt, ist übrigens so marode, dass sie abgerissen werden soll – sobald Bremen dafür Geld aufgetrieb­en hat.

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