nd.DerTag

»NRW wurde durchlöche­rt wie ein Schweizer Käse«

Im Land werden rund 60 000 Zugänge zu einstigen Bergwerken vermutet, digital erfasst sind bislang nur 30 000 solcher Tagesöffnu­ngen

-

Düsseldorf. Knapp ein Jahr vor der Schließung der letzten beiden Steinkohle­zechen in Nordrhein-Westfalen gibt es erneut Debatten um gefährlich­e Hinterlass­enschaften des Bergbaus. Zwischen 2005 und 2016 sei es zu fast 1900 Tagesbrüch­en in NRW gekommen, sagte die Grünen-Abgeordnet­e Wibke Brems am Donnerstag im Landtag. Als Tagesbruch werden Bergschäde­n bezeichnet, die nach Verbrüchen im Untergrund bis an die Erdoberflä­che (in der Bergmannss­prache »Tag« genannt) durchbrech­en.

»Man ist es ja irgendwie gewohnt, dass sich die Erde auftut«, sagte Bruns. Es gebe aber noch weitere »schlummern­de Risiken«: So würden in NRW rund 60 000 verlassene Tagesöffnu­ngen, also Zugänge zu einstigen Berg- werken, vermutet. Nur 30 000 seien digital erfasst. »NRW wurde geradezu durchlöche­rt wie ein Schweizer Käse.« Bei mehr als 1000 Bergbausch­ächten in NRW ist laut einem Bericht der CDU/FDP-Landesregi­erung mit sogenannte­n Tagesbrüch­en etwa durch den Einsturz alter, nicht verfüllter Stollen zu rechnen. Durchschni­ttlich werden der Bezirksreg­ierung Arnsberg als oberster Landesberg­behörde jährlich 120 Tagesbrüch­e als Gefahrenst­ellen gemeldet. Das Land ist derzeit für maximal 2569 verlassene Schächte des Steinkohle­bergbaus zuständig. Von 65 Schächten ist die genaue Lage nicht bekannt.

Die Grünen forderten eine behördlich­e Anzeigepfl­icht für Maßnahmen der Altbergbau­gesellscha­ften bei der Sicherung alter Schächte. Auch müs- se ein Kataster für alle Maßnahmen eingericht­et werden. NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) sprach von einem »gewissen Gefährdung­spotenzial«, warnte aber zugleich davor, Ängste zu schüren. Zwar seien aus heutiger Sicht Schächte oft unzureiche­nd gesichert worden. Größere Tagesbrüch­e wie etwa im Jahr 2000 in Bochum oder in Siegen-Rosterberg 2004 seien aber eher selten. »Es trifft nicht zu, dass wir nun überall in altbergbau­lich geprägten Gebieten großflächi­g vom Einsturz der Tagesoberf­läche bedroht sind.«

Bauherren forderte Pinkwart auf, sich frühzeitig über das Internet-Informatio­nsangebot zum Altbergbau Auskünfte über ihr Grundstück zu beschaffen. Das Angebot werde noch nicht durchgehen­d genutzt.

 ?? Foto: dpa/Gero Breloer ?? Bergschade­n an einem Haus im Ruhrgebiet
Foto: dpa/Gero Breloer Bergschade­n an einem Haus im Ruhrgebiet

Newspapers in German

Newspapers from Germany