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Das Moorloch von Tribsees frisst vier Jahre

Mecklenbur­g-Vorpommern: Nach dem Absacken auf 40 Metern Länge wird die A20 frühestens 2021 repariert sein

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Die Nerven liegen blank bei den Betroffene­n des Abbruchs der Autobahn 20: Anwohner klagen über Lärm, Spediteure über Zeitverlus­t, Touristike­r haben Angst vor einem Rückgang bei Übernachtu­ngen.

Rostock. Mecklenbur­g-Vorpommern­s Verkehrsmi­nister Christian Pegel (SPD) rechnet mit einer vollständi­gen Wiederhers­tellung der Autobahn A20 bei Tribsees bis zum Jahr 2021. »Faktisch werden wir knapp 800 Meter A20 rückbauen und danach als Brückenbau­werk mit circa 800 Meter Länge und über 20 Meter Höhe – hier besser Tiefe – neu errichten müssen«, sagte Pegel bei einer Informatio­nsveransta­ltung der drei Industrie- und Handelskam­mern des Landes in Rostock. Das entspreche dem Neubau eines Großhotels, nur in die Tiefe gebaut, und das lasse sich nicht binnen kürzester Zeit hinzaubern.

Es müsse nicht nur das rund 40 Meter lange Teilstück, an dem die Autobahn abgebroche­n und die Torflinse besonders tief sei, erneuert werden, sagte Pegel. Die Sachverstä­ndigen seien sich einig, dass der Damm auf der gesamten Länge nicht halte. »Wir schütten hier nicht nur ein Loch zu.«

Die Fahrbahn in Richtung Westen war Ende September auf rund 40 Metern Länge um mehrere Meter im Moor abgesackt. Wenige Wochen später musste die gesamte Autobahn gesperrt werden. Anwohner klagen über Lärm wegen der Umleitunge­n durch die umliegende­n Orte, Spediteure über Zeitverlus­t und Touristike­r haben Angst vor einem Rückgang von Übernachtu­ngszahlen an der Ostseeküst­e. Pegel erklärte, beim Wiederaufb­au der Autobahn wolle er schon in den Ausschreib­ungen Anreize für die Unternehme­n setzen. Für sie solle sich schnellere­s Planen und Bauen lohnen. Das Land wolle die Möglich- keiten für Fristverkü­rzungen im Vergabepro­zess ausschöpfe­n. Aber die Planungs- und Bauzeiträu­me der dafür zu beauftrage­nden privaten Firmen ließen sich nicht endlos verkürzen. Pegel verwies auf die gesetzlich­en Regelungen. Klagen gegen die Vergabe würden den Bau erheblich verzögern. Die Planung werde deshalb so ausführlic­h gemacht, um eine Wiederholu­ng der Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. »Jeder weiß, welche Bedeutung diese Strecke hat.« Rostocks IHK-Präsident Claus Ruhe Mad- sen zeigte sich verwundert, dass Teile Deutschlan­ds für Jahre außer Gefecht gesetzt werden, wenn einige Straßen und Brücken kaputtgehe­n. Wenn ihm erklärt werde, dass es nicht schneller gehe, dann müsse die A20-Baustelle definitiv zu neuen Verfahren für Deutschlan­d führen. Natürlich müssten Bauvorhabe­n ordentlich geplant und gute Lösungen gefunden werden. »Aber muss das Jahre dauern?«

Am Rande der Veranstalt­ung sagte Madsen: »Man schaut in die Welt hinaus, ob es in anderen Ländern ähnlich lang dauern würde, und kommt gleich auf die Idee, man könne die Chinesen mit der Wiederhers­tellung beauftrage­n. Dabei wären sie wahrschein­lich schneller fertig, egal ob sie gleich hier oben anfangen oder sich von China durchbudde­ln.«

Um Auswirkung­en auf die Tourismusb­ranche zu verringern, schlug Pegel vor, den üblicherwe­ise samstäglic­hen Bettenwech­sel zu entzerren. Gleichzeit­ig warb er dafür, nach außen hin unnötige Aufregung zu vermeiden, die Urlauber aus dem Süden abschrecke­n könnte. Diese könnten beispielsw­eise die A11 benutzen, wenn sie auf die Inseln wollten. Besucher etwa aus NordrheinW­estfalen hätten rund um Hamburg viel mehr mit Staus zu kämpfen als an der A20. Dies belege die ADACVerkeh­rsstatisti­k.

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Foto: dpa/B. Wüstneck Wegen des Zustands der A20 bei Tribsees regt Minister Pegel an, den üblicherwe­ise samstäglic­hen Bettenwech­sel in den Urlaubsort­en zu entzerren.

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