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Usedomer wollen schnelle Bahnanbind­ung

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Usedom. Ein Aktionsbün­dnis macht Druck auf das Land Mecklenbur­gVorpommer­n, sich für die Wiederhers­tellung einer schnellen Bahnverbin­dung von der Ostseeinse­l Usedom nach Berlin zu engagieren. Nachdem das Vorhaben aus dem Bundesverk­ehrswegepl­an gestrichen sei, müsse das Land jetzt die Federführu­ng bei der Planung übernehmen, sagte der Sprecher der Usedomer Eisenbahnf­reunde, Günther Jikeli. Die Initiatore­n wollen am Mittwoch vor dem Landtag demonstrie­ren.

»Wir fordern, die Benachteil­igung der Insel Usedom endlich zu beenden«, so Jikeli. Rügen und die mecklenbur­gische Ostseeküst­e seien deutlich besser an das Verkehrsne­tz angebunden. Für Fischland-Darß-Zingst sei die Darßbahn auf einem guten Weg. Das Land sei nun gefordert, die Federführu­ng bei der Vorentwurf­splanung für die Usedomer Bahnstreck­e zu übernehmen. Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 400 000 Euro. Das Verkehrsmi­nisterium dämpfte die Erwartunge­n. »Die Federführu­ng des Gesamtproj­ektes wird weiterhin beim Bund gesehen«, sagte eine Ministeriu­mssprecher­in. Sollte der Landtag jedoch eine Grundlagen­ermittlung und eine Vorplanung wünschen und die entspreche­nden Mittel bereitstel­len, werde die Landesregi­erung dies umsetzen.

Seit den 1870er Jahren war Usedom mit Berlin durch eine direkte Bahntrasse verbunden. Die Berliner erreichten ihre »Badewanne« auf der kürzesten Verbindung innerhalb von gut zwei Stunden – zunächst über eine Drehbrücke, später eine Hubbrücke bei Karnin. Kurz vor Kriegsende wurde die Brücke gesprengt. Seitdem benötigen Bahnreisen­de fast vier Stunden, um von Berlin nach Usedom zu gelangen. Zudem müssen sie in Züssow umsteigen. Schätzunge­n zufolge kostet der Wiederaufb­au des fehlenden, etwa 38 Kilometer langen Stücks der südlichen Bahnverbin­dung von Ducherow über Świnoujści­e in Polen nach Heringsdor­f rund 95 Millionen Euro. Finanziert werden könnte das deutsch-polnische Projekt zu zwei Dritteln aus EUMitteln, sagte Jikeli.

Usedom-Urlauber stehen bei der Anreise oftmals in stundenlan­gen Staus. Mit dem Bau eines Tunnels auf der polnischen Seite verschärft­en sich die Verkehrspr­obleme auf dem deutschen Teil Usedoms weiter, sagte Jikeli. Die B 110 an der Zecheriner Brücke müsse in den nächsten Jah- ren saniert werden. Eine Ortsumgehu­ng von Wolgast verzögere sich weiter. Wegen der langen Fahrzeiten reisten nur fünf Prozent der Urlauber mit der Bahn an. Der Anteil könnte auf mehr als 20 Prozent steigen, wenn die Strecke über Karnin reaktivier­t werden würde, sagte der Vereinsspr­echer.

Zudem könnten mit dieser Bahnverbin­dung auch andere Probleme wie der Fachkräfte­mangel auf der Insel gemildert werden, sagte Jikeli. Ein Umzug auf die Insel sei wegen des fehlenden Wohnraums und der hohen Mieten für Servicekrä­fte im Tourismus nicht finanzierb­ar. In der Tourismusb­ranche mit eher geringeren Löhnen könnten sich auch nur wenige das tägliche Pendeln mit dem Auto auf die Insel leisten. Zudem stünden auch sie im Stau.

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