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Panama ist offiziell keine Steueroase

EU-Minister streichen acht Länder von Schwarzer Liste

- Von Simon Poelchau

So schnell kann der gute Ruf wieder hergestell­t sein: Keine zwei Monate galt Panama offiziell als böses Steuerpara­dies, bis die EUFinanzmi­nister am Dienstag den zentralame­rikanische­n Staat zusammen mit sieben weiteren Ländern wieder von ihrer Schwarzen Liste der Steueroase­n strichen. Diese Länder hätten Zusagen gemacht, ihre Steuerprak­tiken zu überarbeit­en, hieß es zur Begründung aus Brüssel.

Spätestens seit der Veröffentl­ichung der sogenannte­n Panama Papers im April 2016 gilt der Kleinstaat als Steuerpara­dies schlechthi­n. Dabei wurde aufgedeckt wie eine einzige Kanzlei allein mehr als 14 000 Klienten bei der Gründung von 214 488 Briefkaste­nfirmen zur Steuerhint­erziehung und Verschleie­rung von Vermögen verhalf. Um Druck auf Panama und andere Offshore-Zentren auszuüben, damit sie solche Praktiken bei sich endlich verhindern, veröffentl­ichte die EU im Dezember eine Schwarze Liste. 17 Länder standen ursprüngli­ch darauf. Neben Panama waren es unter anderem Südkorea, die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Macao sowie Trinidad und Tobago.

»Schon als die Liste erschien, wurde nicht genau erklärt, wieso ein Land auf der Liste stand oder nicht«, kritisiert Markus Henn vom globalisie­rungskriti­schen Netzwerk WEED gegenüber »nd«. Zwar habe die EU öffentlich gemacht, anhand welcher Kriterien sie ein Land als Steueroase wertete. So müssen die Länder zum Beispiel eigentlich Unternehme­nssteuern verlangen oder am OECD-Programm zum automatisc­hen Steuerdate­naustausch teilnehmen. Doch wie diese Kriterien letztlich gewertet wurden, war Henn zufolge immer intranspar­ent. So vermisst der Steuerexpe­rte etliche Staaten auf der Liste. Von Anfang an nicht aufgeliste­t waren zum Beispiel europäisch­e Steueroase­n wie Luxemburg, die Niederland­e, Irland oder die Schweiz. Auch die Bermudas, die laut Henn im Unternehme­nssteuerbe­reich ein Offshore-Paradies sind, setzte die EU nicht auf ihre Liste.

»Die Schwarze Liste war von Beginn an ein Papiertige­r«, sagt auch LINKE-Finanzexpe­rte Fabio De Masi. Die Kriterien seien so geschleift worden, dass sowohl die USA, die den weltweiten Informatio­nsaustausc­h blockieren, als auch die britischen Überseegeb­iete nichts mehr zu befürchten hatten. »Andere Schattenfi­nanzplätze wurden auf Basis unverbindl­icher Zusagen verschont«, so der LINKE-Bundestags­abgeordnet­e.

Bereits vor einer Woche forderte der Grünen-Europaparl­amentarier Sven Giegold zusammen mit Fraktionsk­ollegen die bulgarisch­e Ratspräsid­entschaft und die zuständige­n EU-Finanzmini­ster in einem offenen Brief zu mehr Transparen­z auf. Sie verlangten darin vor allem die Veröffentl­ichung der Verpflicht­ungserklär­ungen, an Hand derer 55 Steueroase­n nicht auf die Schwarze Liste, sondern vorerst nur auf eine sogenannte Graue Liste kamen.

Schließlic­h stößt den Steuerfluc­htexperten besonders auf, dass die Staaten Barbados, Grenada, Südkorea, Macao, die Mongolei, Panama, Tunesien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate bereits auf Grund von Verspreche­n von der Schwarzen Liste genommen wurden. »Diese Verspreche­n sind wahrschein­lich nicht viel wert«, meint WEED-Experte Henn. »Echte Sanktionen gegen Länder auf der Liste sind ohnehin nicht vorgesehen«, wendet zudem De Masi ein. »Wirkliche Fortschrit­te im Kampf gegen die Steuertric­ks der Reichen und Konzerne sind mit 28 EU-Staaten ein Kampf gegen Windmühlen«, weiß der LINKEPolit­iker aus seiner Zeit im Europaparl­ament zu berichten.

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