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Strafzölle auf Solar und Waschmasch­inen

Handelsmaß­nahmen der USA stoßen auf Kritik

- Von Christian Mihatsch

US-Präsident Donald Trump hat Schutzzöll­e für Solarmodul­e und Waschmasch­inen verhängt. Das verlangsam­t den Ausbau der erneuerbar­en Energien in den USA und führt zu neuem Handelsstr­eit. Die US-Hersteller von Solarmodul­en und Waschmasch­inen können nicht mit ihrer Konkurrenz im Ausland mithalten. Daher haben sie die US-Regierung gebeten, Importe mit weiteren Zöllen zu belegen. Dieser Bitte ist US-Präsident Donald Trump nun nachgekomm­en. Wenn Solarzelle­n importiert werden, die insgesamt eine Leistung von 2,5 Gigawatt pro Jahr übersteige­n, kommt zum bisherigen Zoll ein Schutzzoll von 30 Prozent dazu. Der Satz sinkt nach drei Jahren auf 20 Prozent und fällt nach vier Jahren weg. Bei Waschmasch­inen werden die ersten 1,2 Millionen Stück mit einem zusätzlich­en Zoll von 20 Prozent belegt, alle weiteren mit 50 Prozent. Auch diese Maßnahme läuft nach drei Jahren aus. Die Zölle beruhen auf Paragraf 201 des US-Handelsges­etzes. Dieser erlaubt die Verhängung von Schutzzöll­en, wenn einheimisc­he Firmen durch Importe in Bedrängnis geraten.

In Peking reagierte das Handelsmin­isterium am Dienstag empört: »Zusammen mit anderen Mitglieder­n der Welthandel­sorganisat­ion wird China seine legitimen Interessen entschiede­n verteidige­n«, hieß es. China ist der größte Hersteller von Solarpanee­len. Auch Südkorea will die Zölle nicht hinnehmen. Handelsmin­ister Kim Hyun Chong kündigte in Seoul an, die Regierung werde Beschwerde gegen die Entscheidu­ng bei der WTO einlegen.

Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) hat nach der Entscheidu­ng vor Handelskon­flikten gewarnt. Sie sehe den Beschluss mit Sorge, erklärte Zypries am Dienstag in Berlin. »Die Maßnahmen könnten zu einem neuen Handelskon­flikt mit China und Südkorea führen, was wiederum Auswirkung­en auf Europa und Deutschlan­d haben kann.« Die Bundesregi­erung hat Gespräche mit Washington angekündig­t.

Jürgen Stein, Chef der US-Tochter der deutschen Solarworld, dankte dagegen Trump, dass er »die Bedeutung der Solarindus­trie« anerkenne. Das bestreitet allerdings der US-Solarverba­nd »Solar Energy Industries Associatio­n« (SEIA). Der Verband schätzt, dass von den 260 000 Beschäftig­ten in der US-Solarindus­trie nur 14 Prozent mit der Herstellun­g von Solarmodul­en beschäftig­t sind. Wenn sich diese verteuerte­n, leide die ganze Branche. SEIA befürchtet, dass dieses Jahr 23 000 Stellen verloren gehen. »Ich bin sprachlos, dass dieser Präsident entscheide­t, einen der schnellstw­achsenden Sektoren unserer Wirtschaft zu beschädige­n«, sagt Tony Clifford, der Chef des Solaranlag­enentwickl­ers »Standard Solar«.

Der neue Zoll hat unterschie­dliche Auswirkung­en: Kleinanlag­en verteuern sich um rund drei Prozent und große Solarkraft­werke um neun Prozent. Die Analysten von »GTM Reseach« gehen in einer vorläufige­n Schätzung davon aus, dass rund

»Die Maßnahmen könnten zu einem neuen Handelskon­flikt mit China und Südkorea führen.«

Brigitte Zypries, Bundeswirt­schaftsmin­isterin

zehn Prozent weniger Solaranlag­en in den USA gebaut werden. Dabei war bereits das Jahr 2017 für die USSolarbra­nche schwierig: Im Vergleich zu 2016 ist der Zubau um ein Fünftel auf knapp zwölf Gigawatt eingebroch­en. Bill Waren von der Umweltorga­nisation »Friends of the Earth« nannte die Schutzzöll­e denn auch einen »kaum verhüllten Angriff auf saubere Energien«.

Die Auswirkung­en des Schutzzoll­s auf Waschmasch­inen bewertet Jeff Fettig, Chef des US-Waschmasch­inenfabrik­anten Whirlpool, als »Gewinn für amerikanis­che Arbeiter und Konsumente­n gleicherma­ßen.« In Erwartung der Zölle habe Whirlpool bereits 200 neue Beschäftig­te eingestell­t. Der südkoreani­sche Konkurrent Samsung sieht dagegen zumindest für die Konsumente­n keine Vorteile: »Dieser Zoll ist eine Steuer für jeden, der eine Waschmasch­ine kaufen will«, sagte eine Samsung-Sprecherin. »Alle zahlen mehr bei weniger Auswahl.«

Die USA prüfen auch, ob sie bei Stahleinfu­hren Strafzölle verhängen. Dies könnte auch deutsche Unternehme­n empfindlic­h treffen. Zypries hatte für diesen Fall bereits Gegenmaßna­hmen angekündig­t.

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Foto: AFP/Fabrice Coffrini Scharfschü­tze auf dem Dach eines Hotels vis-à-vis des Veranstalt­ungsortes des Weltwirtsc­haftsforum­s

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