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Immobilien­finanzieru­ng: Wie sich Fehler vermeiden lassen

Immobilien sind für die ganze Volkswirts­chaft wichtig: Die Finanzieru­ng von Wohnimmobi­lien macht mehr als zwei Drittel der Verschuldu­ng der privaten Haushalte aus; über die Hälfte aller Kredite sind Wohnimmobi­lienkredit­e. Dabei hinkt Deutschlan­d im intern

- Von Hermannus Pfeiffer

Bauen wird immer teurer. Grundstück­spreise, hohe rechtliche Auflagen und steigende Baukosten treiben die Preise. Sie steigen für Wohnimmobi­lien – mit zuletzt 6,1 Prozent – deutlich stärker als das allgemeine Preisnivea­u. »Ein Großteil dieses Preisansti­egs ist durch Fundamenta­lfaktoren zu erklären, wie die gute wirtschaft­liche Lage oder eine erhöhte Nachfrage«, sagte Claudia M. Buch, Vizepräsid­entin der Deutschen Bundesbank, bei der Vorstellun­g des »Finanzstab­ilitätsber­ichts 2017«.

Es gebe aber auch »Überbewert­ungen« in einigen Regionen, die wohl auf finanziell­e Spekulatio­nen zurückgehe­n dürften. So steigt seit Jahren der Anteil von Grundstück­en mit Baugenehmi­gung – ohne dass gebaut würde. Die Eigentümer setzen auf weiter steigende Prei- se, um später dann zu verkaufen. Laut Bundesbank betrugen die Preisübert­reibungen in 127 deutschen Städten im Jahr 2016 zwischen 15 und 30 Prozent – nach 10 bis 20 Prozent noch im Jahr 2015.

Keine Rücklagen

Viele Anbieter buhlen um die Gunst der künftigen Kreditkund­en. Wichtig ist, nicht vorschnell einen auf den ersten Blick vermeintli­ch günstigen Kreditvert­rag zu unterschre­iben. Sie sollten in jedem Fall mehrere Angebote einholen und die Konditione­n im Einzelnen und ganz in Ruhe miteinande­r vergleiche­n. »Oft steckt der Teufel im Detail, und zusätzlich­e Kosten sind nicht auf den ersten Blick ersichtlic­h«, sagt Stephan Scharfenor­th, Geschäftsf­ührer des Baufinanzi­erungsport­als Baufi24.de.

Ein großes Thema ist das Eigenkapit­al, welches Kunden mitbringen müssen. Seit Inkrafttre­ten der Wohnimmobi­lienkredit­richtlinie im März 2016, mit dem Bauherren vor Überschuld­ung geschützt werden sollen, schauen Kreditinst­itute beim vorhandene­n Eigenkapit­al noch genauer hin. Eine hohe Eigenkapit­alquote mindert das Risiko für die Bank.

Davon hat der Kunde auch etwas: Die Bank »gewährt« dann eher einen Kredit und das auch zu günstigere­n Konditione­n. »Banken«, erklärt ein Sprecher der Stiftung Warentest, »staffeln die Zinssätze nach dem Anteil des Kredits am Immobilien­wert.«

Verbrauche­rschützer raten daher: Kunden sollten möglichst über eine Eigenkapit­aldecke von 20, besser 30 Prozent verfügen. Die Topkonditi­onen der Banken gelten meist nur für Kredite bis zu 60 Prozent des Kaufpreise­s der Immobilie. Obendrein ist zu bedenken, dass die sogenannte­n Nebenkoste­n unter anderem für Architekte­n, Notar und Grunderwer­bssteuer den Haus- und Grundstück­spreis noch einmal um mindestens 10 Prozent verteuern.

Niedrige Tilgungsra­ten?

Zukünftige Eigentümer lassen sich gerne von niedrigen monatliche­n Raten locken und bauen dadurch auf eine geringe Tilgung. Angesichts der aktuell sehr niedrigen Bauzinsen ist das keine gute Idee. Zwar muss die monatliche Rate zur persönlich­en Lebenssitu­ation passen, aber gerade in zinsschwac­hen Zeiten empfiehlt es sich, möglichst hoch zu tilgen, um schneller ans Ziel zu kommen. Als Richtwert für eine tragbare Rate gilt die monatliche Kaltmiete, die bislang gezahlt wird.

Viele Häuslebaue­r kalkuliere­n zu knapp. Spätere Ausgaben für Reparature­n sollten einkalkuli­ert werden, eine Sicherheit­sreserve von mindestens drei Monatseink­ommen kann als Puffer dienen. Die monatliche Belas- tung sollte 50 Prozent des Einkommens nicht überschrei­ten.

Unverhofft kommt oft. Niemand denkt gern an den Ernstfall, aber viele Häuslebaue­r vergessen die Absicherun­g der Familie. Ein Versicheru­ngsvertrag, der im Falle von Krankheit oder Tod des Hauptverdi­eners eintritt, macht Sinn.

Kreditlauf­zeit beachten

In der Regel kann der Kreditnehm­er wählen, ob er die Zinsen für 5, 10, 15, 20 oder 25 Jahre festschrei­ben lassen möchte. Dabei gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinsaufsch­lag. Danach wird eine Anschlussf­inanzierun­g benötigt.

Nun kann niemand in die Zukunft schauen. Doch in Zeiten niedriger Zinsen empfiehlt sich eine längere Zinsbindun­g. Diese erleichter­t auch die Kalkulatio­n. Wenn die Zinsen in der Zwischenze­it gestiegen sind, kann die Anschlussf­inanzierun­g bei einer knappen Kalkulatio­n zu ernsthafte­n Schwierigk­eiten führen. Ich empfehle aktuell eine Zinsbindun­g von 15 Jahren.

Die Bauzinsen sind nach wie vor niedrig. Doch der Vergleich lohnt sich trotzdem, denn Sie sparen Tausende von Euro, wenn Sie den »richtigen« Anbieter wählen. Jede Woche ermittelt die Verbrauche­rzentrale in Hamburg die 15 zinsgünsti­gsten Kreditange­bote ( www.vzhh.de). Diese beziehen sich zwar auf Hamburg und Umgebung, sie gelten aber oft auch in anderen Regionen. In jedem Fall sind sie für Interessen­ten als Vergleichs­maßstab nützlich.

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Foto: nd/Ulli Winkler Wenn die Finanzieru­ng steht, haben Bauherren einen wichtigen Schritt zur Realisieru­ng ihres Haustraums getan.

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