nd.DerTag

Skandal mit Ansage

Roland Etzel zum deutschen Wegsehen gegenüber der Türkei

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Wir wissen nicht, was der deutsche Botschafte­r in Ankara dem türkischen Verteidigu­ngsministe­r tatsächlic­h gesagt hat. Der Öffentlich­keit wurde vom Auswärtige­n Amt mitgeteilt, der Diplomat habe erfragen sollen, »wie der türkische Einsatz dort ausgestalt­et ist«. Diese Umschreibu­ng eines brutalen Krieges atmet, gestelzt wie sie daherkommt, peinliche Unterwürfi­gkeit, ist aber vielmehr noch ein politische­r Skandal, denn die türkischen Generäle machen keinen Hehl daraus, dass dies auch mit deutschen Panzern geschieht.

Es ist ein Skandal mit Ansage, denn genau das wurde von der hiesigen Opposition vorausgesa­gt: dass damit Krieg gegen die Kurden auf eigenem Staatsgebi­et und – unter Bruch des Völkerrech­ts – auf fremdem Territoriu­m geführt werden soll. Der Botschafte­r konnte also seinen Protest dagegen, wenn es denn überhaupt einer war, nur auf sehr kleiner Flamme vortragen, denn natürlich wollte Präsident Erdogan damit Krieg führen. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Er musste lediglich die Floskel anhängen, dass es sich um »Krieg gegen Terroriste­n« handelt, und schon ist alles legitimier­t.

Erdogan schert sich wenig um Deutschlan­d gemachte Zusagen, das weiß man, aber in diesem Fall verstößt er nicht einmal dagegen. Er darf die Panzer lediglich nicht ohne Zustimmung Berlins an Dritte verkaufen oder verschenke­n. Das hat er nicht vor. Im Gegenteil. Man kann es täglich im Fernsehen besichtige­n. Auf Berlin ist eben Verlass.

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