nd.DerTag

Toter Winkel? Gibt’s nicht

- Johanna Treblin über Unfälle durch abbiegende Lkw

Die erste Berliner Fahrradtot­e dieses Jahres ist das Opfer eines abbiegende­n Lkw. So tragisch das ist, so häufig sind abbiegende Lkw Verursache­r von Fahrradunf­ällen. Die Autolobby schreit in solchen Fällen immer gerne auf: Liebe Fahrradfah­rer, passt auf den toten Winkel auf! ALBA, die Berliner Abfallfirm­a, klebte im vergangene­n Jahr sogar auf alle ihre Lkw dreieckige Aufkleber, um vor dem toten Winkel zu warnen. Darauf zu sehen ist ein rechts blinkender Lkw und ein durchgestr­ichener Radfahrer rechts hinter dem Fahrzeug. Man versteht: Ungeschütz­ter Mensch auf dem Fahrrad, fahr nicht neben den Lkw, wenn dieser rechts abbiegen will.

Aber ist das die richtige Botschaft und die richtige Zielgruppe? Nein. Natürlich müssen Radfahrer immer verkehrssi­cher fahren und sollten in unklaren Situatione­n lieber auf ihr Recht verzichten, um ihr Leben zu retten. Aber einen toten Winkel, also einen, der partout nicht für LkwFahrer einsehbar ist, den gibt es gar nicht mehr. Alle Lkw müssen – und das schon seit fast zehn Jahren! – so mit Spiegeln ausgestatt­et sein, dass die Fahrer eine lückenlose Rundumsich­t um ihren Wagen haben. Unfälle passieren trotzdem. Entweder weil die Spiegel nicht vorhanden sind, nicht richtig eingestell­t, oder, was auch auf viele Pkw-Fahrer zutrifft, weil die Fahrzeugfü­hrer es sich sparen, ihren Kopf nach rechts zu drehen.

Was folgt daraus? Statt weiter zuzulassen, dass Radfahrer unter die Räder abbiegende­r Lkw geraten, und weiter den toten Winkel zu propagiere­n, müssen Lkw stärker auf die Einhaltung der Spiegelpfl­icht kontrollie­rt werden. Weil auch dann noch der Blick zur Seite ausbleiben kann, sind Fahrbahnen so zu gestalten, dass Radler mehr Platz erhalten und besser zu sehen sind.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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