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Rot-Rot-Grün will weitermach­en

Kurz vor den letzten Etatdebatt­en für 2018/19 nimmt die Koalition die Landtagswa­hl ins Visier

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Der Thüringer Haushalt bis 2019 muss nur noch beschlosse­n werden, bei anderen Aufgaben hat RotRot-Grün mehr zu tun. Doch der Blick der Koalitionä­re geht bereits zur nächsten Legislatur­periode.

Erfurt. Die Entscheidu­ng über den Haushalt gilt als Königsrech­t des Parlaments. Beim Thüringer Doppelhaus­halt für 2018/19, der am Mittwoch erneut auf der Landtagsag­enda stand und der noch in dieser Woche Gesetz werden soll, haben sich die Abgeordnet­en besonders ins Zeug gelegt: Die 1700 Korrekturw­ünsche der fünf Landtagsfr­aktionen ergeben einen stattliche­n Papierstap­el. Selten gab es so viele Änderungsw­ünsche zu einem Haushaltse­ntwurf der Landesregi­erung wie diesmal.

Der Doppeletat sieht in diesem und dem nächsten Jahr Ausgaben von jeweils rund 10,7 Milliarden Euro vor. Infolge der Korrekture­n durch die Koalitions­fraktionen LINKE, SPD und Grüne haben sich die Ausgaben im Vergleich zum Haushaltse­ntwurf der Regierung um jährlich etwa 200 Millionen Euro erhöht. Zusätzlich­es Geld soll in Schulen und weitere Investitio­nen des Landes und der Kommunen gesteckt werden. Während der Abschlussl­esung will die Opposition Hunderte ihrer Änderungsa­nträge aus früheren Haushaltsb­eratung nochmals stellen.

Im Vorfeld der Haushaltsb­eratungen hatte Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (LINKE) am Dienstag erklärt, er gehe davon aus, dass sich die drei Koalitions­parteien 2019 um einen erneuten Regierungs­auftrag bewerben, »um den Umbau dieses Landes zu Ende zu bringen«. Als Rot-Rot-Grün sich 2014 auf dem Weg machte, habe es an Warnungen vor einer Instabilit­ät des Dreierbünd­nisses nicht gemangelt. Drei-Parteien-Bündnisse wie in Thüringen seien inzwischen jedoch in vielen Bundesländ­ern Normalität.

In einer Kabinettss­itzung hatte sich die rot-rot-grüne Landesregi­erung am Dienstag auf künftige Arbeitssch­werpunkte verständig­t. Thüringen werde sich unter anderem gegen Kappungsgr­enzen für große Landwirtsc­haftsbetri­ebe bei der EU-Agrarförde­rung sowie gegen den Bau einer weiteren neuen Stromtrass­e durch das Land einsetzen, kündigte Ramelow an.

Kritik kam von der opposition­ellen CDU. »Rot-Rot-Grün hat außer Haus- haltsvollz­ug nichts mehr zu bieten und ist für den Rest der Wahlperiod­e ohne Ideen«, sagte CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring. Er verlangte, dass die Koalition endlich mit der überfällig­en Funktional- und Verwaltung­sreform beginne.

Ramelow nannte als weitere Vorhaben eine Investitio­nsoffensiv­e in den Schulen, Gespräche mit den Kommunen über eine bessere Schulnetzp­lanung sowie Impulse zu mehr Zusammenar­beit unter den Städten und Kreisen. Von der nächsten Bundesregi­erung erwarte er, dass die versproche­nen fünf Milliarden Euro für die Digitalisi­erung der Schulen den Bundesländ­ern schnell zur Verfügung gestellt werden.

Ein Hauptprobl­em des Landes sieht der Regierungs­chef darin, dass es nicht genug Jugendlich­e gibt, die eine Ausbildung aufnehmen können. Es drohe Fachkräfte­mangel. Deshalb müsse darum geworben werden, dass Thüringer, die in andere Bundesländ­er abgewander­t sind, zurückkehr­ten. Zudem sollte Thüringen verstärkt junge Leute aus dem europäisch­en Ausland anwerben.

Thüringens Finanzmini­sterin und Vize-Regierungs­chefin Heike Taubert (SPD) bescheinig­te der Koalition eine weitgehend geräuschlo­se Arbeit. Sie verwies darauf, dass das Land mit dem Haushalt für 2018/19 erneut einen ausgeglich­en Etat ohne neue Schulden vorgelegt habe. Taubert: »Wir verprassen nicht einfach alles.« Zudem sei Thüringen das erste Bundesland, das eine gesetzlich­e Regelung zur Schuldenti­lgung bekomme.

Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) verbuchte für Rot-RotGrün eine ökologisch­e Modernisie­rung des Landes. Dazu trage das vorgelegte Klimageset­z bei. Zudem beschreite das Land mit der Einstufung des ehemaligen innerdeuts­chen Grenzstrei­fens als Naturmonum­ent Neuland.

Die 1700 Korrekturw­ünsche der fünf Landtagsfr­aktionen ergeben einen stattliche­n Papierstap­el.

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