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Lula in zweiter Instanz verurteilt

Brasiliens Ex-Staatschef will trotz Korruption­surteil bei Wahl antreten

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Rio de Janeiro. Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva steht mit dem Rücken zur Wand. Statt eines politische­n Comebacks als Präsidents­chaftskand­idat droht ihm eine langjährig­e Haftstrafe. Einstimmig bestätigte­n die drei Richter einer Berufungsi­nstanz am Mittwoch (Ortszeit) Lulas Verurteilu­ng wegen Korruption und Geldwäsche. Mehr noch: Sie erhöhten das Strafmaß deutlich auf zwölf Jahre und einen Monat Gefängnis.

»Lula kann hinter Gittern landen, aber nicht die Ideen«, erklärte der 72-jährige ExPräsiden­t nach der Urteilsver­kündung vor Tausenden Anhängern. Die Ideen für ein besseres, gerechtere­s Leben seien bereits in den Köpfen der Brasiliane­r festgesetz­t, erklärte der einstige Gewerkscha­fter, der ein weiteres Mal seine Unschuld beteuerte.

Lula gelingt es immer wieder, Menschen zu bewegen. Zu Zehntausen­den gingen die Brasiliane­r nahe des Gerichtsge­bäudes in Porto Alegre und in vielen anderen Städten auf die Straße. Die Richter ließen sich jedoch nicht davon beeinfluss­en.

Es war ein schwarzer Tag für die brasiliani­sche Demokratie. Mal wieder. Ein Berufungsg­ericht bestätigte einstimmig das Urteil gegen Ex-Präsident Lula wegen Korruption. Der linken Symbolfigu­r droht Haft. Das Urteil ist vor allem eins: Der Höhepunkt eines Putschproz­esses gegen die Arbeiterpa­rtei PT. Bei der Ouvertüre wurde Dilma Rousseff 2016 mit einem juristisch­en Manöver abgesetzt.

Zwar stecken auch viele Politiker der PT tief im Korruption­ssumpf. Allerdings: Stichhalti­ge Beweise gegen Lula gab es nicht. Dass die Mühlen bei Ermittlung­en gegen Linke in Brasilien schneller mahlen, zeigt die politische Färbung der Justiz. Ihr wird deshalb zu Recht vorgeworfe­n, auf dem rechten Auge blind zu sein. Die vermeintli­che Bekämpfung der Korruption hat sich zu einem Feldzug gegen die parlamenta­rische Linke entwickelt.

Der Prozess ebnet den Weg für die endgültige Rückkehr der alten Elite an die Schalthebe­l der Macht und könnte die PT in die Geschichts­bücher verbannen. Eine Kandidatur von Lula für die Wahl im Oktober 2018 ist in weite Ferne gerückt. In allen Umfragen führt die charismati­sche Politikone mit großem Vorsprung. Eine realistisc­he Alternativ­e von links gibt es nicht. Es ist ein abgekartet­es Spiel zwischen Justiz und Elite. Es steht außer Frage: Eine Wahl ohne Lula ist Betrug.

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