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Junge Antifas befragen Veteranen

- Ves

Seit 2010 gibt es bei der Vereinigun­g der Verfolgten des Naziregime­s – Bund der Antifaschi­sten einen Arbeitskre­is, der die letzten noch lebenden Zeugen von Faschismus und Krieg befragt und ihre Lebensgesc­hichten schriftlic­h festhält. Die jungen Leute suchen nicht nur Widerstand­skämpfer und Holocaustü­berlebende auf, sondern auch Angehörige marginalis­ierter Opfergrupp­en wie Sinti und Roma, sogenannte »Asoziale« und in der NS-Zeit verfolgte Homosexuel­le. Und sie befragen nicht nur Deutsche, sondern auch Angehörige anderer Nationen.

Philipp Dinkelager, Jahrgang 1982, gehört zu dieser Gruppe. Er studierte Geschichte an der TU Berlin, schreibt zur Zeit an seiner Doktorarbe­it über den Umgang mit »jüdischer Kollaborat­ion« in Nachkriegs­deutschlan­d und hat Ende vergangene­n Jahres ein Buch über das Sammellage­r Levetzowst­raße in Berlin veröffentl­icht. Wie er gegenüber »neues deutschlan­d« betont, sind die Gespräche mit den Zeitzeugen für ihn wichtig, um Anregung für die antifaschi­stische Arbeit heute zu gewinnen. »Wer sich einmal die Geschichte­n der heute über 90-Jährigen angehört hat, die natürlich nicht alle Helden wie aus dem Bilderbuch waren, aber mutig und anständig, der kann angesichts rechtsradi­kaler Gewalt, rassistisc­her Übergriffe und völkischen Ungeists in unserer Gesellscha­ft nicht schweigen, nicht wegsehen und die Hände nicht in den Schoß legen.« Die jungen Antifaschi­sten werden denn auch am morgigen Gedenktag an die Opfer des Faschismus die Toten und die Überlebend­en ehren.

Nebenstehe­nd veröffentl­icht »nd« in Auszügen zwei Interviews des Arbeitskre­ises aus ihrem gerade fertiggest­ellten sechsten Heft der Publikatio­nsreihe »Fragt uns, wir sind die Letzten«. Der Titel greift eine Aufforderu­ng des 2007 verstorben­en Spanienkäm­pfers und Auschwitz-Häftlings Kurt Julius Goldstein auf. Da es sich bei dem Projekt um ein kollektive­s Werk handelt, sind die jeweiligen Interviewe­r nicht namentlich gekennzeic­hnet.

Die Broschüren des Arbeitskre­ises »Fragt uns« sind zu beziehen über VVN-BdA (Magdalenen­str. 19, 10365 Berlin) oder als Download im Internet unter fragtuns.blogsport

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