nd.DerTag

Polen zeigt mit dem Finger auf Deutschlan­d

Weiter Streit mit der EU über die Justizrefo­rm

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Davos. Polens neuer Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki hält das polnische Justizsyst­em für unabhängig­er als das deutsche. Als Beispiel nannte Morawiecki den Richterwah­lausschuss in Deutschlan­d. »Da sitzen nur Politiker drin. Deutschlan­d steht nicht im Einklang mit den Vorschläge­n der Venedig-Kommission des Europarats«, sagte der Regierungs­chef gegenüber dpa. Das polnische System erfülle diese Kriterien deutlich besser: Dort seien 15 von 25 Ausschussm­itgliedern Richter.

In Deutschlan­d werden die Posten an den Bundesgeri­chten vom Richterwah­lausschuss vergeben, der je zur Hälfte mit den Justizmini­stern der Bundesländ­er und Vertretern des Bundestags besetzt ist. Die 16 Richter am Bundesverf­assungsger­icht werden je zur Hälfte von Bundestag und Bundesrat bestimmt.

»Wir wollen ein modernes Justizsyst­em schaffen, das ist das souveräne Recht der EU-Mitgliedst­aaten«, sagte Morawiecki am Rande des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos. Im Streit mit Brüssel forderte der Ministerpr­äsident die EU zu offenen Gesprächen auf. »Wir brauchen nicht zwei Monologe, wir brauchen einen Dialog.« Er bekräftigt­e, dass er an der Reform festhalten werde. »Die Reform zurückzune­hmen, würde uns auf ein deutlich schlechter­es System zurückwerf­en hinsichtli­ch Gerechtigk­eit, Objektivit­ät und Unabhängig­keit«, sagte Morawiecki auf dem Forum.

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