nd.DerTag

Raubtier im Betonpelz

- Nicolas Šustr über das System Deutsche Wohnen

Man suche den Dialog mit der Politik, heißt es immer treuherzig vonseiten der Deutschen Wohnen, wenn der Unmut über deren Umgang mit ihren Mietern wieder hochkocht. Doch leider, leider hat dann nur Kommunikat­ionschefin Manuela Damianakis Zeit, wenn der Stadtentwi­cklungsaus­schuss mit dem Chef sprechen will. So geschehen im letzten Sommer.

Den Kontakt zu den Mietern scheint der Konzern nicht unbedingt zu suchen. »Da muss man schon 90 Minuten einplanen, wenn man über die Hotline einen Schaden melden will«, berichtet Mieter Stefan Metze. Es gebe auch Tage, wo niemand zu erreichen ist. Viele Mieter berichten von diesen Problemen. Von den Callcenter-Mitarbeite­rn gebe es dann auch keine verbindlic­hen Auskünfte. Und schriftlic­h sowieso nicht. Einzelfäll­e seien das, heißt es regelmäßig vonseiten des Konzerns. Es sind indes erstaunlic­h viele Einzelfäll­e.

In die Gänge kommt die Deutsche Wohnen oft erst dann, wenn die Mieter sich wehren oder die Behörden sich einschalte­n. Da ist es hilfreich, wenn die Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) bald mit allen zwölf Baustadträ­ten der Bezirke speziell über den Konzern sprechen will, wie sie am Mittwoch bekannt gab. Die Deutsche Wohnen darf keinen Schritt mehr unbeobacht­et unternehme­n.

Tatsächlic­h ist der Konzern ein Musterbeis­piel des Raubtierka­pitalismus. Der Löwenantei­l der sagenhafte­n Gewinne entsteht einfach durch die sprunghaft steigenden Immobilien­werte. Gleichzeit­ig hat das Unternehme­n Milliarden­schulden. Wenn sich der Grundstück­smarkt wieder dreht, kann das Kartenhaus schnell wieder zusammenfa­llen. Die Trümmer müsste dann sicher die öffentlich­e Hand zusammenke­hren.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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