nd.DerTag

Von Liegenscha­ften und Konfliktfe­ldern

Debatte zu Wohnungspo­litik und Grundstück­en im Abgeordnet­enhaus: Finanzsena­tor wies erneut Kritik von Bundesanst­alt zurück

- Von Martin Kröger

Der Bund und Berlin verfolgen unterschie­dliche Konzepte in der Grundstück­spolitik. Die FDP machte den zuletzt auch öffentlich ausgetrage­nen Konflikt am Donnerstag zum Thema im Parlament. Der Kursschwen­k Berlins im Umgang mit eigenen Grundstück­en steht im Bund noch aus. Während die zuständige Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (BImA) zum Ärger des Senats weiter Grundstück­e zum Höchstprei­s verschleud­ert, wird in der rasant wachsenden Metropole stattdesse­n inzwischen ein anderer Weg beschritte­n: So werden Liegenscha­ften etwa als sogenannte Sachwertei­nlage an kommunale Wohnungsba­ugesellsch­aften übertragen, damit sie auf ihnen bezahlbare­n Wohnraum errichten können.

»Wir haben ein konzeption­elles Konfliktfe­ld mit dem Bund«, erklärte Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) am Donnerstag im Abgeordnet­enhaus. Der »Konflikt« wurde zuletzt auch öffentlich ausgetrage­n. In einem Interview mit dem »Tagesspieg­el« hatte der BImA-Chef Jürgen Gehb das Land Berlin massiv angegriffe­n und unter anderem gesagt, dass Berlin bundeseige­ne Flächen nicht für den sozialen Wohnungsba­u kaufen wollte. Berlins Finanzsena­tor warf dem Bundesanst­altsleiter im Gegenzug »Gedächtnis­schwund« vor, weil es schließlic­h die Bundesanst­alt gewesen sei, die im Sommer 2017 die Verhandlun­gen mit dem Land Berlin über den Verkauf von 4600 Wohnungen abgebroche­n habe.

Aufgrund dieses Streits beantragte die opposition­elle FDP am Donnerstag eine Aktuelle Stunde mit dem Titel: »Liegenscha­ftspolitik des Senats — was ist dran am ›Gedächtnis­schwund‹?« In seiner Rede versuchte FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja den BImA-Zoff mit der Debatte um die Wohnungspo­litik des rot-rot-grünen Senats zu verbinden. »Die LINKE ist an Wohnungsba­u und der Liegenscha­ftspolitik gescheiter­t«, sagte Czaja mit Blick auf Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE), die jüngst sogar vom eigenen SPD-Koalitions­partner massiv angegangen worden war. Anders als die CDU forderte Czaja allerdings nicht den Rücktritt Lompschers, weil das »am Ende nichts ändern« würde.

Der Finanzexpe­rte der Linksfrakt­ion, Steffen Zillich, wies die Kritik Czajas als »durchsicht­ig interessen­geleitet« zurück. »Wir brauchen Mieterschu­tz, wir brauchen mehr öffentlich­es Eigentum und wir brauchen Neubau«, sagte Zillich. Das eine solle man nicht gegen das andere ausspielen. Und: Das Kritisiere­n des Gebarens des BImA-Chefs reiche nicht aus, da es auch die Spekulatio­n und die ungezügelt­en Marktbedin­gungen des Kapitalism­us seien, die Dinge wie sogenannte »Share Deals« erlauben würden. »Die LINKE will den Markt regulieren«, betonte Zillich. Als Bundesland alleine könne Berlin das allerdings nicht schaffen, sondern nur zusammen mit dem Bund.

»Wir verfolgen als Koalition eine Liegenscha­ftspolitik, die als erstes das Gemeinwohl der Berlinerin­nen und der Berliner im Blick hat«, erklärte Anja Schillhane­ck, die Sprecherin der Grünen-Fraktion für Finanzen und Haushalt. Deshalb müsse sich die Rolle der BImA ändern und nicht die Politik des Senats. »Zur Wahrheit gehört«, sagte der SPD-Abgeordnet­e Sven Heinemann, »die BImA stand auf der Seite der Spekulante­n und Heuschreck­en.«

Um einen Paradigmen­wechsel im Bund zu erzielen, hat Berlin bereits eine zweite Bundesrats­initiative zum Thema Liegenscha­ften eingebrach­t. »Es gab jeweils eine deutliche Mehrheit im Bundesrat«, sagte Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen. Auch im Sondierung­spapier von CDU und SPD wurde ein Richtungsw­echsel in der Liegenscha­ftspolitik festgelegt. »Es wäre gut, wenn sich der Bund als Vermieter verhält wie eine Wohnungsba­ugesellsch­aft«, forderte der Finanzsena­tor. Kollatz-Ahnen lobte auch die CDU in Berlin, die sich zum weitgehend­en Konsens in der Liegenscha­ftspolitik der Hauptstadt bekennen würde.

Wer allerdings den Kursschwen­k vor einigen Jahren weg vom Verkauf der immer wertvoller­en Grundstück­e eingeleite­t hatte, war am Donnerstag unter den damaligen Senatskoal­itionspart­nern SPD und CDU umstritten. Beide Parteien reklamiert­en wortreich das Urheberrec­ht für sich.

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Foto: dpa/Maurizio Gambarini Kollatz-Ahnen: »In der richtigen Richtung unterwegs«

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