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Braunkohle­industrie hat im Ausland Perspektiv­en

Wirtschaft­sminister Gerber präsentier­t Potenziala­nalyse: Zwei Drittel der Betriebe suchen neue Geschäftsf­elder

- Von Andreas Fritsche

86 Prozent der Lausitzer Firmen der Berg- und Kraftwerks­technik sind schon internatio­nal aktiv, die Auslandsum­sätze liegen aber zumeist noch unter zehn Prozent. »Die Lausitz ist die wirtschaft­lich stärkste Region in Brandenbur­g und das soll auch so bleiben. Nach wie vor ist vor allen Dingen die Braunkohle­nindustrie die Quelle dieser Stärke«, beharrt Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD). Doch auch er muss erkennen: »Die Bedeutung der fossilen Energieträ­ger wird zumindest in Deutschlan­d in den nächsten Jahren abnehmen.« Deshalb müsse sich die Lausitz breiter ausrichten. Sie sei aber bereits auf einem guten Weg. »Zahlreiche Unternehme­n der Braunkohle­industrie sind längst auch in anderen Branchen und auf anderen Märkten tätig«, erklärt der Minister, als er am Donnerstag eine Potenziala­nalyse der Bergbau- und Kraftwerks­kompetenze­n in Berlin und Brandenbur­g vorstellt. Die Studie war im Herbst bei der DTM GmbH in Essen in Auftrag gegeben worden.

Was kam dabei heraus? Rund zwei Drittel der Unternehme­n, die sich an der Untersuchu­ng beteiligte­n, arbeiten nach eigenen Angaben schon an neuen Geschäftsf­eldern. Teilweise haben sie neben der traditione­llen Kraftwerks­technik auch schon andere Standbeine, beispielsw­eise die EMIS Electrics GmbH aus Lübbenau. Sein Vater habe 1990 mit 27 Mitarbeite­rn angefangen und Servicelei­stungen in den Kohlekraft­werken Lübbenau und Vetschau erbracht, er- zählt Geschäftsf­ührer Christophe­r Perschk. Heute besteht die Belegschaf­t aus 500 Beschäftig­ten an zehn Standorten. Zu den Kunden gehören inzwischen Freizeitpa­rks wie der Europapark in Rust, in dem keine Ach- terbahn, keine Loopingsch­aukel und kein Freier-Fall-Turm ohne elektrisch­e Steuerung von der EMIS läuft. Auch die KSC Kraftwerks­service GmbH mit Sitz in Peitz kümmert sich mittlerwei­le nicht mehr allein um die Braunkohle­industrie. »Solange die Lausitzer Energie AG da ist, werden wir der LEAG dienen«, verspricht KSC-Berater Winfried Pfeiffer. Doch mit Blick auf eine Zukunft ohne die Braunkohle ist das Unternehme­n schon in andere Bereiche vorgestoße­n, liefert inzwischen Baugruppen für Schienenfa­hrzeuge, darunter aerodynami­sche Leichtbau-Gerätecont­ainer, die auf den Dächern von Triebwagen der Deutschen Bahn montiert werden.

Allerdings bietet auch die Kraftwerks­technik eine Perspektiv­e. In China etwa entstehen immer neue Kohlekraft­werke. »Das kann man mögen oder nicht«, stellt Wirtschaft­sminister Gerber fest. So ergibt es Sinn, wenn die Cottbuser ABB Automation GmbH noch einen getriebelo­sen Permanentm­agnetmotor entwickelt hat, der auf Förderbrüc­ken zum Einsatz kommen kann, weniger Energie verbraucht und Wartungsko­sten reduziert. Außerdem bietet die VPC GmbH aus Vetschau bereits Planungsle­istungen für den Kraftwerks­bau in Indien, in der Türkei und in Serbien an.

Allerdings steckt die Neuorienti­erung insgesamt noch in den Anfängen. »86 Prozent der Unternehme­n aus dem Bereich Bergbau und Kraftwerks­technik sind zwar internatio­nal aktiv, doch bei zwei Dritteln liegen die Auslandsum­sätze bei nicht einmal zehn Prozent«, erläutert Wolfgang Krüger, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer Cottbus. Die internatio­nalen Märkte seien durch die Konzentrat­ion auf die Region ins Hintertref­fen geraten. Positiv formuliert: »Hier ist viel Potenzial.«

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Foto: dpa/Patrick Pleul An einer Dampfturbi­ne im Kraftwerk Jänschwald­e

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