Klinkenputzen in Kroatien für deutsche Bewerbung um Handball-EM 2024
Varazdin. Mark Schober war dieser Tage in Kroatien kaum zu sehen. Zumindest nicht im deutschen Lager. Der Vorstandschef des Deutschen Handballbundes (DHB) hatte alle Hände voll zu tun. Während die Handballer um Punkte und Platzierungen kämpften, trieb Schober zusammen mit Präsident Andreas Michelmann die deutsche Bewerbung für die EM 2024 voran. »Man muss richtig Klinken putzen«, sagte Schober. Bis zum Finalwochenende muss die Präsentation fertig sein, über die im Juni beim EHF-Kongress in Edinburgh entschieden wird. »Wir führen viele Einzelgespräche und versuchen, durch Argumente zu überzeugen. Wir versuchen den Leuten klarzumachen, warum man für Deutschland stimmen sollte.«
Das Grundgerüst des Konzeptes, über das die 52 Mitgliedsnationen der Europäischen Handballföderation am 18. Juni abstimmen, steht längst. Unter dem Titel »Great Sport, Great Engagement« sieht der Plan für das Turnier mit 24 Mannschaften deutschlandweit sechs große Arenen vor, die alle mehr als 10 000 Zu- schauer fassen, und ein Eröffnungsspiel in der EspritArena in Düsseldorf. 50 000 Fans sollen dann für einen Weltrekord im Handball sorgen.
»Das ist viel. Aber wir glauben, es ist eine gute Idee«, sagte Schober. DHB-Boss Michelmann erhofft sich von der möglichen neuen Bestmarke einen »großen Pluspunkt« für die Kampagne, der »hoffentlich überzeugt«. Der aktuelle Rekord für Zuschauer bei einem Handballspiel beträgt 44 189 Fans und wurde im September 2014 bei der Bundesligapartie der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg in der Frankfurter Fußballarena aufgestellt.
Als weitere Standorte kommen Berlin, Hamburg, Mannheim, Köln, München und Kiel infrage. Aber auch Halle (Westfalen), Oberhausen und Dortmund erfüllen die ehrgeizigen Kapazitätskriterien. »Wir wollen großen Sport mit vielen Fans bieten. Das ist schon eine große Herausforderung, aber wir glauben, dass wir das schaffen, weil der deutsche Zuschauer sich auch Spiele von anderen Nationen sehr gerne anschaut. Das haben wir bei der Frauen-WM gerade erlebt«, sagte Schober, ohne zu erwähnen, dass die Marke von 10 000 nur beim Final Four in Hamburg übertroffen wurde. Vorher waren viele Hallen nicht mal halb voll. Selbst die deutschen Handballerinnen konnten nicht immer die Arena in Leipzig füllen.
Konkurrenten der deutschen Bewerbung sind die gemeinsamen Kampagnen von Dänemark/Schweiz und Ungarn/Slowakei. Laut EHF-Präsident Michael Wiederer stünden die deutschen Chancen »sehr gut. Deutschland ist eine Nation, die eine EM auch mit 24 Teilnehmern allein ausrichten kann«, sagte Wiederer kürzlich der »Handballwoche«. Für den europäischen Handball wäre das »ohne Frage sehr interessant«.
Schober freuen Wiederers Worte. Doch um die 52 Verbände zu überzeugen, seien auch Dinge wie »Transport, Erreichbarkeit und Unterbringung« entscheidend. »Da bin ich sehr glücklich, dass wir bei der Frauen-WM zeigen konnten, dass wir das können. Ich glaube, wir haben eine gute Chance.«