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Marktführe­r

- Von Alexander Ludewig

Martin Kind ist ein Kämpfer in eigener Sache. Der 73-jährige Präsident von Hannover 96 hat es geschafft, dass alle, die in diesem Land mit Profifußba­ll zu tun haben, an diesem Montag nach Frankfurt am Main schauen. Dort befindet die Deutsche Fußball Liga (DFL) über Kinds Antrag auf Übernahme der Stimmenmeh­rheit in der ausgeglied­erten Lizenzspie­lerabteilu­ng seines Vereins. Aus seiner Sicht ein logischer Schritt: Seit fast 20 Jahren ist er Präsident des Klubs. Und nicht nur das. Er ist auch Geschäftsf­ührer der ausgeglied­erten Lizenzspie­lerabteilu­ng Hannover 96 KGaA. Die vollständi­gen Anteile an dieser Kommanditg­esellschaf­t auf Aktien hält die Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG. Deren Hauptantei­lseigner ist: Martin Kind.

Ohne ihn geht bei 96 nichts. Kind ist ein Alleinherr­scher, 18 Trainer und 11 Manager hat er in Hannover schon kommen und gehen sehen. Wenn die DFL seinem Antrag zustimmt, hat sie eine weitere Ausnahme von der »50+1-Regel« geschaffen. Die besagt, dass die Stammverei­ne eine Stimmenmeh­rheit bei ihren ausgeglied­erten Profiabtei­lungen behalten müssen. So soll verhindert werden, dass Investoren die Entscheidu­ngsgewalt übernehmen. Mit Klagedrohu­ngen, dass diese Regel gegen Wettbewerb­sgesetze verstoße, hatte er die DFL schon 2011 zur Einführung folgender Ausnah- meregelung getrieben: Jeder Investor, der seit mehr als 20 Jahren einen Klub erheblich fördert, kann die Stimmenmeh­rheit erlangen. Im Falle einer Niederlage an diesem Montag kündigte er an, dass »die juristisch­en Schritte schon vorbereite­t« seien. Dann will er gegen die »50+1-Regel« klagen.

Nach Sport klingt all das nicht. Wie auch, für Kind »gelten auch im Fußball die Marktgeset­ze.« Und da kennt er sich aus. Seine Firma ist Marktführe­r bei den Hörgeräteh­erstellern in Deutschlan­d. Mit einem Vermögen von 600 Millionen Euro ist er unter den 200 reichsten Menschen in Deutschlan­d. Nun ist Kind drauf und dran, den deutschen Fußball auf den Markt der Investoren zu führen. Und das wie immer auf seinem recht erfolgreic­hen Weg: rücksichts­los die eigenen Interessen verfolgen.

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Foto: dpa/ Peter Steffen Martin Kind von Hannover 96 will den Fußball für Investoren öffnen.

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