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Europa neu denken

Luxemburg-Stiftung startete im Brüsseler Büro Veranstalt­ungsreihe

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»Rechte Parteien werden weitere Erfolge erzielen und teilweise auch an die Macht gelangen.« Chantal Mouffe, Professori­n für Politische Theorie an der Londoner University of Westminste­r, ist überzeugt, dass nur mit einer Radikalisi­erung der Linken gegen die zunehmende Rechtsentw­icklung in Europa anzukommen ist. Dazu müssten linke Bewegungen und Parteien die Forderunge­n der Bevölkerun­g bis weit in die Mittelschi­cht hinein aufnehmen – ein linker Populismus, der sich jedoch in seiner Zielsetzun­g deutlich von jenem der Rechten unterschei­det.

»Der Populistis­che Moment und die Zukunft der Demokratie« hatte die belgische Politikwis­senschaftl­erin ihren Vortrag getitelt, mit dem das Brüsseler Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Ende Januar seine Veranstalt­ungsreihe »Rethinking Europe« eröffnete. »Wir müssen inhaltlich arbeiten und eine Veränderun­g Europas vordenken«, umschrieb Dagmar Enkelmann, Vorstandsv­orsitzende der Stiftung, die Aufgaben des Brüsseler Büros, das künftig von Andreas Thomsen (sein Vorgänger Martin Schirdewan wechselte als Abgeordnet­er ins EU-Parlament) geleitet wird. Damit stieß sie bei Gabriele Zimmer auf offene Ohren. In der Linken müsse man lernen, miteinande­r zu reden und aufhören, unterschie­dliche Positionen zur EU als Trennendes zu betrachten, forderte die Chefin der Linksfrakt­ion im Europaparl­ament. Einig sei man sich darüber, dass Europa verändert werden müsse. Nicht einig darüber, auf welchem Wege das geschehen soll.

Der linke Populismus ist für Chantal Mouffe zumindest einer der Wege, auf dem das geschehen könnte. Das schließe aber ebenso ein, dass sich die Linke wieder auf Kernthemen wie die soziale Frage konzentrie­ren müsse, ohne dabei jedoch andere Themen zu vernachläs­sigen, sagte die Wissenscha­ftlerin insbesonde­re mit Blick auf Deutschlan­d.

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